“Das weiße Band“ und Christoph Waltz gehen ins Rennen um die Oscars. Neun Nominierungen für “Avatar“ und “Tödliches Kommando“.

Hamburg. Sein erster Film, den er 1979 drehte und bei dem er gleichzeitig Regisseur, Produzent, Autor, Kameramann, Cutter, Modellbauer und Special-Effects-Verantwortlicher war, kam nie ins Kino. Unter den Filmemachern ist James Cameron nicht besonders beliebt, er gilt als größenwahnsinnig und allzu ehrgeizig. Bei der US-Filmakademie, die die Oscars vergibt, scheint Cameron dagegen ein Liebling zu sein: Neunmal wurde Camerons Film "Avatar - Aufbruch nach Pandora" diesmal nominiert, darunter in der Kategorie Bester Film des Jahres und Beste Regie.

237 Millionen Dollar hat der Film in der Herstellung gekostet, nur unwesentlich weniger ging in die Werbung für das 3-D-Spektakel. Bereits nach 39 Tagen hatte der Film alle Kosten wieder eingespielt. Inzwischen liegen die Einspielergebnisse bei mehr als zwei Milliarden Dollar. Damit ist "Avatar" wohl der erfolgreichste Film aller Zeiten, obwohl "Vom Winde verweht", der 1939 zehn Oscars erhielt, inflationsbereinigt 3,8 Milliarden Dollar eingespielt haben soll. Cameron hat den "Terminator" erfunden und "Alien", sein Film "Titanic" erhielt 1998 mit elf Oscars.

Der deutsche Film "Das weiße Band" hat in diesem Jahr gleich zwei Chancen auf einen Oscar. Der bereits vielfach prämierte Film des österreichischen Regisseurs Michael Haneke wurde in der Kategorie Bester nicht englischsprachiger Film vorgeschlagen. Außerdem gab es eine Nominierung für Christian Berger für seine Kameraarbeit. Ebenfalls im Rennen in dieser Kategorie sind "Ajami" (Israel), "El Secreto de Sus Ojos" (Argentinien), "The Milk of Sorrow" (Peru) und "Un Prophète" (Frankreich).

Auch der Österreicher Christoph Waltz bekommt eine Oscar-Chance als bester Nebendarsteller für seine Rolle eines charmant-zynischen SS-Mannes in "Inglourious Basterds" von Quentin Tarantino. Der Film dürfte ganz vorne bei der Verleihung mitspielen. Achtmal hat die Nazi-Satire eine Chance auf die höchste Auszeichnung im Filmgeschäft. Neben Waltz stehen auch Beste Regie und Bestes Drehbuch auf der Liste. Weitere Nominierungen in der Königsdisziplin Bester Film, die erstmals zehn Filme vorsieht, sind u. a. "The Blind Side", "An Education", "District 9", "Precious", "A Serious Man", "Up" und "Up in The Air", der auch für die beste Regie nominiert ist. Eine weitere deutsche Oscar-Hoffnung ruht auf dem Filmkomponisten Hans Zimmer. Er geht mit der Musik für "Sherlock Holmes" ins Rennen.

Neunmal nominiert wurde gestern in Los Angeles auch der Irak-Kriegsfilm "The Hurt Locker" von Kathryn Bigelow, James Camerons Ex-Frau, die dritte von insgesamt fünf. Sie hatte in dieser Woche bereits als erste Frau vom Verband der amerikanischen Regisseure die höchste Auszeichnung bekommen, den Directors Guild Award. Bigelow, die mit dem Thriller "Blue Steel" bekannt wurde, könnte Geschichte schreiben: Sie ist erst die vierte Frau, die für den Regie-Oscar nominiert wurde. Bisher hat es noch keine Regisseurin im von Männern regierten Hollywood zum Oscar geschafft. In der Vergangenheit waren Sofia Coppola für "Lost in Translation" (2003), Jane Campion für "Das Piano" (1993) und Lina Wertmüller für "Sieben Schönheiten" (1975) nominiert.

George Clooney kann sich wieder einmal über eine Nominierung als bester Schauspieler ("Up in the Air") freuen. Die bittere Komödie über einen Vielflieger, der über den nordamerikanischen Kontinent jettet, um Mitarbeiter zu feuern, wurde sechsmal gewürdigt. Gleichauf liegt das Sozialdrama "Precious". Die bedrückende wie inspirierende Geschichte einer fettleibigen 16- Jährigen im New Yorker Schwarzenviertel Harlem, die vom Vater geschwängert und von der Mutter geprügelt dem Elend zu entkommen versucht, wurde ebenfalls sechsmal nominiert.

Die Laiendarstellerin Gabourey Sidibe, die für die Hauptrolle ausgewählt wurde, ist neben bewährten Stars wie Sandra Bullock ("The Blind Side"), Helen Mirren ("The Last Station"), Carey Mulligan ("An Education") und der Schauspielerin, die bisher die meisten Oscar-Nominierungen erhielt, Meryl Streep ("Julie & Julia"), als Beste Darstellerin nominiert. Als Beste Darsteller gehen Jeff Bridges ("Crazy Heart"), Colin Firth ("A Single Man"), Morgan Freeman ("Invictus") und Jeremy Renner ("The Hurt Locker") ins Rennen.

Die Oscars werden am 7. März in Hollywood zum 82. Mal vergeben.

Die nominierten Filme in der Kategorie "Bester Film"

Die nominierten Filme in der Kategorie "Bester Regie"

Die nominierten Filme in der Kategorie "Bester nicht-englischsprachiger Film"