Das Publikum feierte bei “Love Letters“ im St.-Pauli-Theater die Schauspieler Hannelore Hoger und Peter Sattmann mit Bravo-Rufen.

Hamburg. Andrew schreibt gern Briefe. Melissa telefoniert lieber. Seit der zweiten Klasse kennen sich die beiden Kinder aus der amerikanischen Ostküsten-Elite. In ihren Dialogen auf sichere Distanz spiegelt A.R. Gurney zwei unterschiedliche Lebensläufe über 50 Jahre. Und die Liebesgeschichte zweier Menschen, die nicht zueinander finden können. Hannelore Hoger und Peter Sattmann spielen "Love Letters" im St.-Pauli-Theater und triumphieren in Alfred Kirchners für das Berliner Schlossparktheater konzipierten Inszenierung. Das Publikum dankte mit begeisterten Bravo-Rufen.

Der Apfelhaufen in der Bühnenmitte symbolisiert die Menge der von Melissa bis zu ihrem Freitod verputzten Früchte. Lebenszeit in Obsteinheiten. Der bedeutungsschwere Einfall ist ebenso überflüssig wie die Schulbank in der Ecke oder die musikalischen Einlagen. Hoger tanzt einmal Twist - und erntet Applaus. Die Operettenschnulze "Dein ist mein ganzes Herz" verweist auf Andrews Schlusserkenntnis: "Sie war das Herz meines Lebens." Das Wiegenlied von Brahms zum Abschied ist nur mehr sentimental süßliche Versöhnung.

Gegen den Kitsch behauptet sich Hoger souverän mit rauer Herzlichkeit, sarkastischem Humor und viel Selbstironie. Darum wirkt auch das anfängliche Kleinmädchengetue mit Zöpfchendrehen nicht peinlich. Als zerrissene Künstlerinnennatur und die Konventionen verachtende Rebellin ist die Schauspielerin dann ohnehin in ihrem Element - und ein glänzender Widerpart zu Peter Sattmanns rational karrierebewusstem, jedes Gefühlschaos fürchtenden Puritaner.

Die beiden spielen die Briefe situativ aus, was einen Komikgewinn bringt, aber auch Verlust an Konzentration auf den starken Text bedeutet. Er zerfällt in komödiantisch aufgebrezelte, natürlich nuancenreich ausgespielte Nummern.

Das ungleiche Paar macht jedoch auf seiner Lebensreise durch Höhen und Tiefen sehr schön bewusst, was uns beim Gestammel von Chatten, Mail-Posting, SMS-Tippen und Twittern droht verloren zu gehen: das Ordnen der Gedanken und Gefühle beim Briefeschreiben.

Love Letters: 23., 24.2., 20 Uhr, St.-Pauli-Theater, Restkarten unter T. 47 11 06 66 und im Internet unter www.st-pauli-theater.de