Hamburg. In der Musik ist es manchmal nur ein kleiner Schritt von Schottland nach Andalusien, von Claude Debussy zu Benjamin Britten, von Lyrik zur Malerei. Wie gerade bei der musikalischen Reise, die die Hamburger Symphoniker mit ihrem Chef Jeffrey Tate in der Laeiszhalle unternommen haben.

Eingangs kam vom Band das englische Volkslied "The Keel Row", gesungen von der früh verstorbenen Altistin Kathleen Ferrier. Damit setzte Tate eine Überschrift und zugleich einen vokalen Schwerpunkt. Den verflocht er mit den drei Partien der rein instrumentalen "Images pour Orchestre" von Debussy, die das Programm einrahmten.

Aber nicht nur das, er verschmolz die Werke bei aller Unterschiedlichkeit auch vom musikalischen Gestus her: So fein etwa die schottisch gefärbten "Gigues" aus den "Images" begannen, mit kaum hörbarem Flirren der Streicher, um sich zu einem Volksfest zu entwickeln und wieder zu verdämmern, so zart kamen auch die vier Lieder nach Gedichten von Victor Hugo und Paul Verlaine daher, die der seinerzeit gerade mal 14-jährige Britten mit einem überwältigenden Gespür für Klangfarben vertont hat.

Die Stimmungsbilder zeichnete das Orchester fließend und vielgestaltig und verband sich mit dem Stimmklang von Hillevi Martinpelto. Die schwedische Sopranistin sang die Orchesterlieder mit natürlichem, schlichten Ausdruck und frei strömender Stimme, wenn auch nicht immer sehr textverständlich. Dass der Orchesterklang sie gelegentlich überdeckte, war bei Britten womöglich beabsichtigt.

Und aus "Cancionero de Pedrell" von Roberto Gerhard machten die Beteiligten einen vielsprachigen, geistreichen, mal heiter und mal lasziv gestimmten Spaziergang durch die Regionen Spaniens. Ein Abend, so duftig wie ein Schleier im Sommer. Genau das wollte Tate.