In den USA füllt die Band die großen Stadien. Hier kennen sie nur wenige. Das muss sich ändern.

Hamburg. Die Dave Matthews Band ist so wie der Superbowl: in den USA ein riesiges Spektakel, in Deutschland interessiert das aber kaum jemanden. Vielleicht ist das auch so, weil die Band so selten hier tourt. Und weil man sie fast nie im Radio hört. Am Dienstag spielte die Dave Matthews Band (DMB) das erste Konzert ihrer Europa-Tour in Hamburg. Mehr als zwei Stunden lang fegte ein Sturm durch die Kinosessel-Atmosphäre im CCH. Donnernde Drums, druckvolle Bässe, flirrende Sounds von Violine und Bläsern. Wer die Musik von DMB in eine Kategorie pressen will, verliert das Gefühl für diesen Groove. "Eigentlich sind wir ein Haufen Jazzer, die in einer Rockband spielen", sagt Matthews.

Ein Haufen, der 33 Millionen Studio-Alben verkauft hat. Die Gruppe gewann zwei Grammys, spielt in ausverkauften Stadien. 2003 kamen 120 000 Menschen in den New Yorker Central Park.

DMB meldete sich mit Wucht in Deutschland zurück. Mit Pathos und mit Kraft. Die Fusion aus Funk, Blues, Jazz, Rock und der Stimme von Dave Matthews ging auf in musikalischer Leichtigkeit. Man merkte das bei den minutenlangen Improvisationen der Band, bei der fetzigen Version des Hits der Talking Heads "Burning Down The House". Und man spürte das, wenn Matthews in den Balladen von Himmel und Hölle, vom Lachen und Vergessen und vom Ersticken in den Trümmern der Gefühle sang.

Im CCH spielten sie auch viele Songs aus ihrem neuen Album "Big Whiskey And The GrooGrux King", das die Band ihrem 2008 bei einem Unfall gestorbenen Saxofonisten LeRoi Moore widmete. Die Gruppe traf sich trotzdem Anfang 2009 im Studio in New Orleans wieder, um die Aufnahmen zu vollenden. Heute sagt Matthews: "Keines unserer Alben ist so ein klares Bekenntnis." Für die Tour haben sich sechs begnadete Musiker um Matthews gefunden. Schlagzeuger Carter Beauford, Bassist Stefan Lessard und E-Violinist Boyd Tinsley sind schon seit Gründung der Band 1991 dabei. Das ist die Routine von fast 20 Jahren Showgeschäft - und trotzdem spielten sie wie frisch verliebte Teenager. Carter Beauford wirbelte über seine Trommeln und blies cool Bläschen mit seinem Kaugummi. Sie zwinkerten sich zu, sie checkten nach jedem Lied lässig mit der Faust ab.

Ewig hatte DMB sein deutsches Publikum nicht gesehen. Zu Beginn merkte man die Nervosität. Nach drei Liedern fühlte er vorsichtig ins Publikum vor: "Ich hoffe, wir bestehen den Test." Lieber Dave, es war mehr als nur das!