Der chinesische Pianist Lang Lang spielte Werke von Beethoven, Albeniz und Prokofiew in der Hamburger Laeiszhalle. Ein Abend, der zeigte, was ihm liegt. Und was nicht.

Das Gute an Klavierabenden sogenannter Star-Pianisten ist: Man hört, worin sie gut sind, womöglich sogar einzigartig. Das Schlechte: Auch die Schwächen sind unverkennbar, wenn das Repertoire nicht zum Können passt und mehr aufs Könnenwollen abzielt.

Lang Lang beispielsweise. Ganz schwieriger Fall. Ein Wirbelwind und Klangzauberer kann er sein. Wenn er den ersten Band der Albéniz-"Iberia"-Suite spielt und die Luft im Saal trotz eisiger Außentemperaturen flimmert wie im hochsommerlichen Andalusien, dann ist das so ziemlich jeden Euro des Eintrittspreises wert. Dann nervt jeder ungebremste Huster noch mehr als ohnehin, weil er Konzentration und Kontemplation dieser grazil reduzierten Stimmungsbilder zunichte macht.

Hier war Lang Lang ganz in seinem Element, hier war er ungehindert von notierten Spielregeln. Und ein so eigenwilliges Stück wie die 7. Sonate von Prokofiew wurde unter seinen Händen zu einem großen Fragezeichen. Wohin will diese Musik mit ihrem Interpreten, der hin- und hergerissen ist zwischen motorischer Kraft und einem verzweifelten Marathon auf dem brüchigen Drahtseil der Gefühle? Diese Suche nach Antworten war spannend und lohnend.

Andererseits: Beethoven-Sonaten. Auch ein ganz schwieriger Fall. Beim Scheitern auf so hohem Niveau ist man da in bester Gesellschaft. Und hier war Lang Lang noch unfertig, übereifrig, gefühlig und sportiv. Der Sonate Nr. 3 fehlte der einkomponierte Drang zu Höherem. Lang interpretierte die Virtuosität als Einladung zum Show-Spiel, nicht als Schule der Selbstdisziplin. Das Adagio wurde massiv überzuckert und das Finale klang, als wäre der Interpret nur auf Fleißsterne aus, nicht auf Durchblick. Und dem Notentext der späteren "Appassionata" wusste Lang Lang kaum etwas entgegenzusetzen, das dieses wilde Biest von einer Sonate gezähmt hätte. Nicht er spielte dieses Stück. Das Stück spielte mit ihm.