Hamburg -. Lieder gibt es so viele wie Sterne am Nachthimmel. Ohne Schumanns Zyklus "Dichterliebe" aber geht dieses Jahr wohl gar nichts, auch nicht bei dem Tenor Christoph Prégardien. Für die erste Hälfte seines Hamburger Gastspiels hatte der ausgewiesene Liedsänger einzelne Schubert-Lieder ausgewählt und sie so zusammengefügt, dass sie ihrerseits einen Zyklus zu ergeben schienen: eine Verneigung vor dem Geist der Romantik zwischen Weltweh und Naturlyrik.

Man kann sich fragen, warum ein Liederabend, dieses zerbrechlichste aller musikalischen Genres, ausgerechnet im Großen Saal der Laeiszhalle stattfinden muss. Zum Glück zeigte sich Prégardien von der überwiegend leeren Weite des Saals unbeeindruckt. Von "Willkommen und Abschied" an ergriffen er und der junge Pianist Andreas Frese das Publikum mit der Intimität und der erzählerischen Intensität ihres Vortrags. Wo andere große Kisten machen wie in Schumanns "Wenn ich in deine Augen seh", ließen sie fast beiläufige Schlichtheit walten.

Prégardiens Timbre ist in den Lagen, in denen sich die Lieder bewegen, immer noch berückend geschmeidig, mal männlich-herb und mal lyrisch. Dass die Stimme bei wenigen Tonansätzen nicht gleich da war, kaschierte er genauso geschickt, wie er Lautstärke in der Höhe durch hinreißend geführte Decrescendi umschiffte. Seine Piani trugen mühelos bis in die letzte Reihe und waren dank seiner Artikulation auch noch lückenlos textverständlich.

Frese gestaltete mit viel Zeitgefühl, gerade die polyphonen Passagen. Ein hoch empathischer Begleiter ist er sowieso. Da störte es kaum, dass sein Spiel manchmal ein wenig wattig klang, dass es mitunter an Schärfe und Farbigkeit fehlte.

Großer Jubel für einen bewegenden Abend.