Zu glauben, dass früher alles besser war, ist meist nostalgischer Selbstbetrug. Nein, nichts war (abgesehen von der Natur) irgendwann heiler, schöner, richtiger - ob Zugverbindungen, Gemeinsinn oder das Fernsehen, das schon gar nicht. Obwohl ... Bei Letzterem gibt es doch eine Einschränkung: das Jugendprogramm und sein Prototyp gestern Nachmittag. Es war der Auftakt zur US-Teenieserie "One Tree Hill".

"One Tree Hill" ist künftig der tägliche Beleg, wie Erwachsene sich TV-Unterhaltung für Schutzbefohlene vorstellen: oberflächlich bis steril, stromlinienförmig und berechenbar, dramaturgisch schwarz-weiß, dabei jedoch immer bonbonbunt, infiltrierend, verlogen, zutiefst illusorisch, dies aber mit dem Anschein großer Realitätsnähe.

Es geht um ein Basketballteam der US-amerikanischen Collage-Liga, es geht um (weiße) Durchschnittsamerikaner - und alle sehen (bis auf den Quotendicken) blendend aus, sind (bis auf einen Quotenproleten) porentief rein, zudem (bis auf die Quotenzicken) sehr gebildet und natürlich (selbst der Quotenfiesling) überaus sittsam! Es geht also um Moral - aber sie wird nie ausgehandelt! Es geht um Attribute wie leistungsstark, attraktiv, aufstrebend, anpassungsfähig. Wer da nicht mitspielt, endet eben auf dem Bolzplatz wie der arme, aber anständige Lucas.

Gewiss, früher war nicht alles besser. Aber Kinder durften eine Weile Kinder bleiben und Jugendliche bisweilen gar rebellisch. Wer bei "One Tree Hill" rebelliert, verliert.