Hamburg. Der erste Europa-Auftritt von JeckoS Dance mit "Room Exit" auf Kampnagel verblüfft. Der indonesische Tanz hat einen rasanten Sprung in die Moderne getan. Jecko Siompa löst sich von den Zeitlupe-Ritualen eines Sardono W. Kusumo oder Boi G. Sakti. "Room Exit" peitscht im hektischen Tempo der globalen Medienwelt über die Bühne. Bilder flackern auf und verlöschen.

Sie spiegeln die Einflüsse von Siompos Studien in Jakarta, New York und an der Folkwang-Schule. Und die Lebenswelt der im urbanen Dschungel das Überleben trainierenden jungen Leute. Sie sind scharf auf Comics, Computerspiele und Videoclips, haben jedoch (noch) nicht vergessen, woher sie kommen.

Eine Wand teilt die Bühne. Sie markiert die Grenze zwischen Stadt und Land, ist Hindernis und Halt, aber auch Klangkörper. Die Öffnungen oben und unten ermöglichen blitzartiges Auftreten oder Abtauchen. Sie dienen auch als Schablonen für Siompos rasch geschnittene Bilder-Jagd. Wie in seinem schockartig zwischen Metropolen-Lärm und Urwaldstimmen zappenden Soundtrack, sampelt er auch Alltagsgesten, Hip-Hop, Modern-Dance-Zitate und Klub-Tanz. Zwar fassen sich Tänzerinnen und Tänzer selten an, doch ihre sexuellen Gesten sind recht eindeutig: vor einigen Jahren in Indonesien noch undenkbar. In einer Drehung wechseln sie zwischen den Welten. Eben noch ein schreiender Vogel, zappeln sie am Telefonhörer oder zappen sich durch TV-Kanäle.

Die Folkreol-Reihe am Wochenende auf Kampnagel thematisiert Interkulturalität und Rezeption außereuropäischer Theaterästhetik im Salon (13.2., 17 Uhr, Eintritt frei) wie auch in den Vorstellungen von "Unserdeutsch" (13.2., 19.30 Uhr), "Room Exit" (13.2., 20 Uhr), "Logobi 2" (13.2., 21 Uhr) und "Logobi 1" (14.2., 20 Uhr). Karten unter T. 27 09 49 49.

Internet: www.kampnagel.de