Stefan Jürgens überzeugt mit seinem Alleingang in Axels Schneiders kluger Inszenierung von “Seitenwechsel“ in den Kammerspielen.

Hamburg. Chris Chibnalls "Seitenwechsel" dreht sich nicht um die Frage, ob Trainer George homosexuell ist. Der Monolog zeigt vielmehr, wie die Umwelt auf den Verdacht reagiert, er könnte homosexuell sein. Aber der Mann nimmt den Kampf auf: Zuerst gegen den Niedergang seines Vereins. Dann nach dem "Knutsch-Skandal" - ausgelöst durch den Spontanschmatz eines Nachwuchstalents im Siegestaumel - gegen seine Diffamierung und die Medien-Hetze.

Der vielseitige Stefan Jürgens, er ist Kabarettist, Sänger, Schauspieler und stets präsent im Fernsehen ("SOKO Wien"), schafft überzeugend den Alleingang in Axels Schneiders kluger Inszenierung an den Kammerspielen. Durch die geschickte Lichtführung macht der Regisseur die Gedankensprünge und Rückblicke von George deutlich. Und Jürgens - als kerniger George nie verlegen um derbe Sprüche oder eine Standpauke für die schlaffen Spieler - seine Einsamkeit, Ohnmacht und das Tappen im Dunkeln. George ist Job, Familie und Freunde los.

Denn in der Männerdomäne Fußball gilt Schwulsein als Tabu. Wenn die Umwelt nicht fair reagiert, bewahrt sich George Anstand und Courage. Er schützt den Jungen, um dessen Karriere nicht zu ruinieren. Jürgens gelingt das Porträt von George als Plädoyer für den durch Kommerz korrumpierten Sportsgeist.

Seitenwechsel bis 28.3., Kammerspiele, Karten unter T. 0800-41 33 440