Bei der ZDF-"Küstenwache" führt heute eine Frau das Kommando. Nicht vor, aber hinter der Kamera: Regisseurin Frauke Thielecke. Die 36-jährige Wahl-Hamburgerin, mit Regie-Diplom der Hamburger Media School, kennt keine cineastische Berührungsangst beim Unterhaltungsgenre: "Gute Geschichten lassen sich überall erzählen." Hier in einer Polizeiserie. Oder in Kurzfilmen. Das war bisher Tummelfeld der jungen Frau, die zunächst Kritikerin hatte werden wollen, dann als Assistentin bei verschiedenen Regie-Größen kiebitzte und sich als "Continuity" wiederfand. Zuständig für den Ablauf einer Produktion, gut bezahlt, fest angestellt. Dabei hätte es bleiben können.

Aber einmal selbst Regie führen! Also pfiff die ebenso charmante wie hartnäckige junge Frau auf den Job und produzierte auf eigene Kosten einen ersten Kurzfilm, fiel damit bei der Media School prompt durch, versuchte es abermals, wurde diesmal aufgenommen - und heimste mit ihren inzwischen auf etlichen Festivals gezeigten Kurzfilmen diverse Preise ein, kann davon sogar schon ein bisschen leben.

Ihre Spezialität: handfeste, unversponnene, lebensnahe Geschichten, mal tragisch, mal komisch und manchmal beides zugleich. Ihr Markenzeichen: exzellente Besetzungen. Wie klappt das bei so prominenten Schauspielern wie Horst Janson oder Renate Kroessner ohne nennenswerte Gage? Frauke Thielecke blickt unschuldig: "Ich biete eben gute Rollen an." Und als sie Jan Fedder für einen Kurzauftritt als - na was wohl - Polizisten wollte, raunzte der nur mit kehligem Bass: "Mach bei uns im 'Großstadtrevier' ein Jahr die Continue! Dann spiele ich dir die Rolle umsonst." Was auch geschah.

Mut zu Träumen mit einem kräftigen Schuss Pragmatismus dazu: Das ist Frauke Thieleckes Lebensrezept. Noch weitere Folgen der "Küstenwache" stehen an, aber ein erstes 90-Minuten-Projekt zeichnet sich, noch recht vage, auch schon ab. Die Regisseurin blickt ihm gelassen entgegen, denkt gar noch weiter: "Einmal einen so richtig großen Wildwest-Film drehen ..."