Katarzyna Mol bringt das Heft nach dem Kauf des Titels von Gruner+Jahr mit ihrem Team im Hamburger Emotion Verlag heraus.

Hamburg. Irgendwann im Herbst 2008 wurde Katarzyna Mol klar, dass es so nicht weitergehen konnte. In der Fachpresse hieß es damals immer wieder, Gruner + Jahr wolle die Frauenzeitschrift "Emotion" einstellen, die sie als Verlagsleiterin mit aufgebaut hatte. In der Medienmanagerin reifte der Entschluss, den Titel in Eigenregie fortzuführen. Ein halbes Jahr später, im Mai 2009, wurde sie dann bei Gruner+Jahr-Chef Bernd Buchholz vorstellig "Der fand meine Pläne sportlich", sagt sie. Im Spätsommer waren beide Parteien handelseinig. Was klingt wie ein ganz normales Management-Buyout, war alles andere als alltäglich. "Emotion" schreibt rote Zahlen. Katarzyna Mol ist nicht vermögend. Zeitschriften gelten nicht eben als Medien mit großer Zukunft - ein Handicap, wenn man Geldgeber suchen muss. Und dann fiel die Übernahme auch noch mit der Wirtschaftskrise zusammen.

Konnte das gut gehen? Bisher hat alles geklappt. Katarzyna Mol sitzt in ihrem kleinen Büro im zweiten Stock einer ehemaligen Tabakfabrik in Hoheluft und nippt an einem Glas Wasser. Eigentlich war die Anmietung der Redaktionsräume der bislang riskanteste Moment auf dem Weg in die Selbstständigkeit. "Bis zum 17. November musste ich den Mietvertrag unterschreiben", sagt die Jungverlegerin. Obwohl ihr noch die endgültige Zusage eines wichtigen Geldgebers fehlte, setzte sie ihre Unterschrift unter den Kontrakt. Drei Tage später lag dann auch das Okay des Geldgebers vor.

Bisher erschien "Emotion" in der Münchner G+J-Dependance.

Weil auch Katarzyna Mol, die 1981 mit ihrer Mutter aus Polen gekommen war, an der Isar aufgewachsen ist, lag es nahe, mit dem Blatt in München zu bleiben. Allein, es fanden sich dort keine Finanziers.

Ausgerechnet am viel gescholtenen Medienstandort Hamburg war das anders. Der Medienkoordinator des Senats, Karl Dietrich Seikel, öffnete Türen. Nun zählen die BTG Beteiligungsgesellschaft Hamburg, der Hamburger Unternehmensberater Heiner Bente und die Bürgschaftsgemeinschaft Hamburg zu den Geldgebern des Blattes. Die Hamburger Sparkasse steuerte ein Existenzgründerdarlehen bei.

Neben der Suche nach Investoren musste der Titel generalüberholt werden. "Emotion" war 2006 als Psychologiemagazin für Frauen gestartet. Da wusste noch niemand, dass Frauen sich zwar für ihr Seelenleben interessieren, eine Zeitschrift mit dem Untertitel "Psychologiemagazin" aber links liegen lassen. Das lag auch daran, dass sie es am Kiosk nicht fanden. Die Einzelhändler sortierten es häufig bei Titeln wie "Psychologie Heute" ein. ",Emotion' muss aber neben der ,Brigitte' und der ,Freundin' liegen", sagt Katarzyna Mol.

Die neue "Emotion", die heute zum ersten Mal an den Kiosk kommt, firmiert nur noch als "Frauenmagazin". Das Blatt hat nun ein gefälliges Layout. Es gibt sogar eine Modeseite. Der Relaunch ist eine Gratwanderung, denn ein wenig sperrig soll "Emotion" nach wie vor sein. Schließlich will die Verlegerin auch "Frauen ansprechen, die sonst keine Frauenzeitschriften lesen". Bei ihrer Zielgruppe ist sie anspruchsvoll: "Wir wollen intelligente Frauen voranbringen, aber nicht nur für die promovierte Juristin dasein."

Das ist kokett formuliert, denn promovierte Juristin ist die 35-Jährige selber. Überhaupt scheint sie dem Typ der idealen "Emotion"-Käuferin ziemlich nahezukommen. Wie eine typische Frauenzeitschriftenleserin sieht die ganz in Schwarz gewandete Katarzyna Mol ja auch nicht aus - eher wie eine Intellektuelle mit Model-Maßen.

Die Geschichte von "Emotion" erinnert ein wenig an die des Wirtschaftsmagazins "Brand Eins". Dessen Chefredakteurin Gabriele Fischer rettete den Vorläufer "Econy" einst vor der Einstellung, indem sie ihn der Spiegel-Gruppe abkaufte. Sie belieh damals ihre Eigentumswohnung. Auch Katarzyna Mol, ihr Freund und ihre Mutter nahmen für die Übernahme von "Emotion" Kredite auf. "Wir haben es viel leichter als ,Brand Eins'", wehrt die "Emotion"-Chefin ab. "Gabriele Fischer hat eine Marke neu aufbauen müssen. 'Emotion' ist hingegen am Markt bereits etabliert und muss in stürmischen Zeiten in neues Fahrwasser gelenkt werden."

"Brand Eins" verkauft heute am Kiosk mehr Exemplare als "Capital" und "Manager Magazin" zusammen. Nicht auszudenken, was gemessen daran aus "Emotion" noch werden kann.