Die Enkelin der Country-Legende, die vor dreieinhalb Jahren einen schweren Autounfall überlebt, gab ein starkes Konzert im Uebel & Gefährlich.

Hamburg. Eigentlich hätte Holly Williams ihr Hamburg-Debüt bereits vor dreieinhalb Jahren geben sollen. Doch ein Autounfall im Sommer 2006 unterbrach ihre Karriere abrupt. Auf dem Weg zu der Beerdigung ihres Großvaters kam ihr Wagen von der Straße ab und überschlug sich mehrfach. Holly und ihre Schwester Hilary wurden schwer verletzt, überlebten aber wie durch ein Wunder.

Hilary hat inzwischen 27 Operationen über sich ergehen lassen und kann erst seit ein paar Monaten wieder gehen. Mit Demut erzählt die Sängerin aus Nashville bei ihrem Konzert im Uebel & Gefährlich von diesem Drama, das sie in Gedanken bis heute begleitet. In dem Song "Without Jesus Here With Me" hat sie versucht, dieses Trauma zu verarbeiten.

Die Songs der 28 Jahre alten Sängerin sind auch sonst geprägt von persönlichen Erfahrungen und Befindlichkeiten. In "Mama" singt sie zum Beispiel über die Scheidung der Eltern, in "Alone" über eine einsame Phase in ihrem Leben. Die ist spätestens seit dem vergangenen Sommer vorbei, denn da heiratete sie den Musiker Chris Coleman. Der steht ihr im Hamburger Bunker-Club zur Seite, begleitet sie an der Gitarre und singt mit ihr das einfühlsame Duett "A Love I Think Will Last".

Obwohl die groß gewachsene Blondine die Enkelin der Country-Legende Hank Williams ist und im Country-Mekka Nashville geboren wurde, zeigt sie sich auf der Bühne eher als Folk-beeinflusste Singer/Songwriterin denn als Country-&-Western-Interpretin. Bob Dylan, dessen "Don't Think Twice It's Alright" sie covert, nennt sie als wichtigen Einfluss. Allerdings verschwimmen die Grenzen zwischen Folk und Country bei jüngeren Musikern zusehends.

Das Publikum wird Holly Williams für ihre zu Herzen gehenden Balladen in guter Erinnerung behalten, die Sängerin ihrerseits zeigte sich vom Catering im Backstage-Bereich begeistert: "In anderen Clubs bekommst du einen Geldschein für Essen in die Hand gedrückt. Hier gab es Knoblauchbutter über dem Fleisch und leckere Rosmarinkartoffeln. Hamburg ist großartig."