Hamburg. Was kann ein ortsansässiges Ensemble schon tun, um den fehlenden Glamourfaktor auszugleichen? Die Hamburger Camerata geht beharrlich gegen ihren hausbackenen Ruf an: Sie macht originelle Programme und probt sie gründlich. Dabei kommt mitunter so Anregendes heraus wie jüngst der finnische Abend unter der Leitung von Ralf Gothóni.

Die "Sunrise Serenade" von Aulis Sallinen, der auch im Publikum saß, eröffnete das Konzert mit einem Gestus landschaftsmalender Melancholie. Genauso nordisch gefärbt, aber ganz anders im Affekt kamen die beiden Humoresken für Violine und Orchester von Jean Sibelius daher: Die junge - erraten: Finnin - Elina Vähälä spielte die Ausbrüche und Klüfte des vertrackten Soloparts brillant und geistreich. Gothóni begleitete sie so präzise und auf Zehenspitzen, wie er bei Sallinens "Chamber concerto for Violin, Piano and Chamber Orchestra" das Klavier spielte. Das Orchester erstarrte mal gläsern, mal produzierte es Cluster-Glissandi. Nicht alles gelang lupenrein. Aber wie bewusst die Beteiligten diese inspirierende Musik gestalteten, das machte die kleinen Unschärfen locker wett.

Im zweiten Teil gaben sie eine schlicht begeisternde erste Schumann-Sinfonie. Mustergültig gewichtete Gothóni die Stimmen und formte Phrasen und Charaktere. Der Streicherklang blühte, die Blechbläser schmetterten oder tönten archaisch dunkel, und die Holzbläser zeigten sich beweglich und blitzsauber intoniert. So durchhörbar und sprechend muss man Schumann erst einmal hinkriegen.

Und was ist nun mit dem Ruf? Am besten: selber hingehen, selber hören.