Hamburg. Ein Star adelt jeden Film. Für seine Theateradaption der Kult-Romanze "Casablanca" von Michael Curtiz mit Ingrid Bergman und Humphrey Bogart holte sich Regisseur Dominique Schnizer den Berliner Punkrocker Bela B. (Die Ärzte). Bekannt für sein Vampirfilm-Faible, reizte Bela Felsenheimer wohl die blutige Kehlaufschlitzer-Rolle in der ersten Folge der Movie-Soap "Willkommen in Ricks Café".

Die Koproduktion von Schauspielhaus und Hotel Reichshof präsentiert im nostalgischen Ambiente der M&M-Bar die krimiartige Exposition des Films. Die Zuschauer sitzen neben Schiebern, Ganoven und Nazi-Flüchtlingen. Die warten auf die rettende Fahrt nach Amerika und schlürfen genervt Martini.

Am Tisch beim Klavier liefern sich das Killer-Duo aus Chicago Sid alias Bela B. und Kumpel Marcellus (schnieke: Martin Pawlowsky) eine amüsante erotische Kabbelei. Bela gibt die schwule Variante von "Jack the Ripper": Sein "Overkiller" Sid - Lackboots, weiße Nelke im Knopfloch - erledigt elegant die Opfer (auch eines am Tresen), muss aber selbst dran glauben - und kriegt doch noch einen Kuss vom Kumpel.

Schnizer erweitert die Kultfilm-Vorlage auch um ironische Zitate aus Kinoklassikern. Gangsterboss Zahnstocher aus "Manche mögen's heiß" wird erwähnt. Irene Kugler parodiert als abgetakelte Filmdiva mit platinblonder Welle Mae West - oder doch die "Reichswasserleiche" Kristina Söderbaum? Janning Kahnert gibt eine hysterisch verkrampfte Nazi-Karikatur und Pianist Jonathan Wolters mit Blindenbrille trällert beziehungsreich "Mack The Knife". Dazwischen extra dry Hanns Jörg Krumpholz in der Bogey-Rolle Rick. Er trägt melancholisch Dinner-Jackett, raucht vielsagend und bleibt zynisch cool bei Diebes- oder Mörder-Hatz.

Dominique Schnizer interessiert offenbar der Cross-over von Film und Theater. Es ist nun seine dritte durch Film inspirierte Inszenierung. Nur wird bei der neuen Theaterserie nicht klar, was genau der Regisseur mit seiner "Casablanca"-Soap will - außer einen mehr oder weniger unterhaltsamen Abend für Filmfreaks zu gestalten. Die denken aber dann doch meist wehmütig ans Schwarz-Weiß-Original und können sich bei "Spiel's noch einmal - jetzt live und in Farbe" nicht verkneifen zu denken: Lass es doch lieber und - gehen ins Kino.

Spiel's noch einmal: Folge 1, 15.+24.2., 20 Uhr, 27.2., 19 Uhr, M&M-Bar, Maritim-Hotel Reichshof, Karten unter T. 24 87 13