Eutin. Sie sind ein Kind der 50er- und 60er-Jahre, als Ost und West noch scharf voneinander getrennt waren und Opernaufführungen abseits der großen Städte weit über die Region hinaus Anziehungskraft besaßen. So gesehen ist es fast schon ein Wunder, dass die Eutiner Festspiele, 1951 gegründet, nicht schon gleich nach dem Mauerfall und parallel zum Aufblühen des Schleswig-Holstein Musik Festivals in eine Schieflage gerieten, sondern erst vor wenigen Jahren, das dann allerdings rasant. Wegen massiver Einnahmeverluste - das Festival finanzierte sich zu 90 Prozent über den Kartenverkauf - kam es zu einer langen Führungskrise. Nun, da die 60. Wiederkehr der Aufführungen im Schlosspark naht, hofft man am Großen Eutiner See auf die Kraft der Erneuerung, und die kommt aus Hamburg.

Daniel Kühnel, Intendant der Hamburger Symphoniker, die seit 50 Jahren das Orchester der Eutiner Festspiele bilden, nahm Ende letzten Jahres die künstlerische und organisatorische Leitung in die Hand. Mit Stephan Jöris aus dem Leitungsteam der Bayreuther Festspiele holte er sich jetzt einen Partner, der Geschäftsführer und künstlerischer Betriebsdirektor in einer Person ist. Kühnel reißt sich eigenen Worten zufolge nicht darum, den Intendanten-Job in Eutin länger zu machen als unbedingt notwendig. "Meine Frau hat mich heute morgen um einen Termin gebeten", sagt der Musikmanager, der bei den Hamburger Symphonikern schon genug Arbeit hat.

Ein neues Marketing- und Sponsorenkonzept sowie das um die obligaten Opernaufführungen deutlich erweiterte Programmangebot sollen helfen, Publikum zurückzugewinnen. Natürlich steht "Der Freischütz" auf dem Spielplan, auch "La Traviata", beides neu inszeniert. Außerdem soll Spontinis Wandeloper "Lalla Rûkh" den Schlossgarten künstlerisch beleben. Kammermusik, eine Vokalnacht des Jazz und ein Kinder-Programm gibt es auch. Eine Findungskommission sucht derweil nach dem neuen Intendanten.