Der belgische Sänger brachte mit seiner Band die Herzen vor allem der weiblichen Fans zum Glühen. Im Juni geht es im Stadtpark weiter.

Hamburg. Web 2.0 und die unvermeidlichen Folgen: "Auf YouTube sah der noch besser aus", sagt ein Mädchen mit braunen Locken und weiter Wollstrickjacke zu seiner blonden Freundin. 78 Bilder sind noch auf dem Speicher ihrer Digitalkamera.

Das reicht nur knapp, um das Konzert von Milow am Dienstag in der ausverkauften Großen Freiheit 36 in Bilder zu fassen: Milow hält seine Akustikgitarre ins Bühnenlicht, hinter ihm steht in riesigen weißen Lettern sein eigener Name. Er schließt träumerisch die Augen, als er eine Ballade (von vielen an diesem Abend) singt. Milow umarmt seine vier Musiker und die Backgroundsängerin am Ende der Show, Milow lächelt direkt in die Kamera, trägt eine Jeans und ein gut sitzendes schwarzes Hemd: "Ach Milow!". Hier wird noch bedingungslos angehimmelt, hier gibt es noch echte Emotionen, die direkter und authentischer sind als Einträge wie "Er hat so wunderschöne Augen und seine Stimme ist einfach hammer geil!" in der YouTube-Kommentarfunktion.

Lassen Sie sich nicht täuschen: Obwohl der belgische Sänger, der mit bürgerlichem Namen Jonathan Vandenbroeck heißt, handgemachte Musik mit der Gitarre präsentiert, obwohl die Musik beim Konzert nicht vom Band kommt, sondern von Menschen mit (Kontra-)Bass, Keyboard, Schlagzeug und Gitarre, handelt es sich hier um lupenreinen Pop und nicht etwa um einen Indie-Künstler. Das zeigt sich auch am Verhalten des Publikums. Sprechchöre erfüllen die brodelnde Freiheit bereits vor dem Konzert. Und als der 28-Jährige dann um Punkt neun die Bühne betritt, peitscht ihm ein aus vielen Hundert jungen Mädchenstimmen zusammengeschnürter Urschrei der verschiedenen Sehnsüchte entgegen.

In gut 90 Minuten spielt der Sänger mit seiner Band vor allem die Hits seines aktuellen Albums "Milow": "One Of It", natürlich "Ayo Technology", "Canada" und nach etwa einer Stunde auch das wunderbare "You Don't Know" - Feuerzeuge, beleuchtete Handys, die eingangs erwähnte Kamera und Wunderkerzen schnellen in die Höhe und lassen alle Gespräche im Saal verstummen. Jetzt wird mitgesungen. Als Zugabe gibt es, vielleicht als musikerzieherische Maßnahme, eine auf Intimität reduzierte Version von Bruce Springsteens Klassiker "Thunderroad". Mag sein, dass Milow auf YouTube besser aussieht, die Musik allerdings kann vor allem live überzeugen.

Am 9. Juni kann dann die Zoom-Funktion von Handys und Kameras getestet werden, wenn Milow erneut nach Hamburg kommt: auf die große und doch malerische Freilichtbühne im Stadtpark. Karten gibt es bereits für 39,70 Euro im Vorverkauf.