Martin Suter schrieb das Drehbuch zu “Giulias Verschwinden“. In den Hauptrollen: Corinna Harfouch, Bruno Ganz, Stefan Kurt und Sunnyi Melles.

Über das Älterwerden kann man viel lamentieren. Aber es ändert sich dadurch nichts. Der Schweizer Regisseur Christoph Schaub und sein Drehbuchautor Martin Suter tun es trotzdem, und zwar so ausdauernd, dass man sich nach nur 87 Kinominuten um Jahre gealtert fühlt, obwohl die Angelegenheit eigentlich als locker gestrickte Komödie angelegt ist.

Während Giulia (Corinna Harfouch) ihre eigene Feier zum 50. Geburtstag schwänzt und sich von einem älteren Geschäftsreisenden (Bruno Ganz) in einer Bar umgarnen und lebensphilosophisch belehren lässt, sinnieren die versetzten Geburtstagsgäste über die eigenen Verfallserscheinungen. Lena (Teresa Harder) und Valentin (Max Herbrechter) bekommen beim Sex Wadenkrämpfe, Stefan (Stefan Kurt) lästert über die Gewichtsprobleme seines langjährigen Lovers Lorenz (Andre Jung) und der gut durchtrainierte Thomas (Daniel Rohr) neigt zur Vergesslichkeit. Man beharkt sich, so gut es geht, und das ist ermüdend, weil alle Charaktere beharrlich um das eigene Ego kreisen und außer sich selbst keine Sorgen zu haben scheinen. Die Figuren tragen die geschliffenen Dialoge und eitlen Bonmots von Bestseller-Autor Martin Suter ("Lila, Lila") auf dem Silbertablett herein, aber entwickeln kaum persönliche Tiefe.

Misslungen ist auch der Versuch, mit zwei Nebengeschichten von einer alten Dame, die an ihrem 80. Geburtstag das Seniorenheim aufmischt, und zwei Teenagern, die ein paar Turnschuhe für den 18. Geburtstag ihres Freundes stehlen, dem Thema Altern weitere Facetten abzuringen. Die verschiedenen Erzählebenen wollen hier einfach nicht zu einem stimmigen Sinngebilde zusammenwachsen. Da hilft auch das hochkarätige Ensemble nichts, aus dem zwei Nebenrollen besonders herausragen: Christine Schorn als altersstarre Exzentrikerin und Sunnyi Melles, die einen fabelhaften Auftritt als schönheitsoperierte Diva hinlegt. Wie gern wäre man mit den beiden durchgebrannt und hätte den Rest der lamentierenden, egozentrischen Sippschaft ihrem Schicksal überlassen.

+++-- Giulias Verschwinden Schweiz 2009, 88 Min., ab 6 J., R: Christoph Schaub B: Martin Suter K: Filip Zumbrunn D: Corinna Harfouch, Bruno Ganz, Sunnyi Melles, täglich im Abaton, Koralle; www.giulias-verschwinden.com