Manchmal kommt die Fiktion der Realität erschreckend nah und manchmal verändert sie sogar auf sanfte Weise etwas. So wie der Film "Welcome" von Philippe Lioret ("Die Frau des Leuchtturmwärters"). Er beschreibt das Einzelschicksal eines illegalen Einwanderers - und das seiner von der französischen Justiz verfolgten Helfer.

Tausende illegale Einwanderer lungern gestrandet in verbotenen Camps um die Hafenstadt Calais und warten auf den nächsten Schlepper Richtung Norden. Auch der junge kurdische Flüchtling Bilal (Firat Ayverdi) sitzt hier fest. Um zu seiner großen Liebe ins ferne London zu gelangen, hegt er den kühnen Plan, den Ärmelkanal zu durchschwimmen.

Wie das Schicksal es will, trifft er mit Schwimmlehrer Simon (Vincent Lindon) auf einen Mann, der vor den Trümmern seiner Ehe ausgerechnet mit einer freiwilligen Sozialhelferin steht. Aus Verlorenheit oder aus dem Wunsch, sie zurückzugewinnen, macht er Bilal zu einer Art Sohn auf Zeit, lässt ihn bei sich übernachten, versorgt ihn am Ende gar mit einem Taucheranzug. Und legt sich völlig gleichgültig mit den Behörden an. Immerhin drohen ihm bis zu fünf Jahre Gefängnis.

Sehr harmonisch und sehr ökonomisch entwickelt Lioret das Drama. Erzählt erst aus Bilals, dann aus Simons Perspektive. Trotz aller Brisanz des Themas bleibt "Welcome" eine Einzelfallstudie, will sich nicht zum großen sozialpolitischen Wurf aufschwingen. Kalt lässt diese Geschichte wohl niemanden. In Frankreich hatte "Welcome" sogar politische Folgen. Der Paragraf, der auch nur die geringste Flüchtlingshilfe unter Strafe stellt, steht neu auf der Tagesordnung des Parlaments.

++++- Welcome F 2009, 116 Min., ab 12 J., R: Philippe Lioret, D: Firat Ayverdi, V. Lindon, tägl. im Holi; www.arsenalfilm.de