Werter anonymer Stifter, man kennt weder Ihren Namen noch Ihr Gesicht. Vielleicht sind Sie jener ungenannte Hanseat, der vor zehn Jahren vier Millionen D-Mark für die Restaurierung des Michel-Turms gestiftet hat. Vielleicht haben Sie neulich 80 Euro, die Ihnen jetzt für neue Winterschuhe fehlen, freien Herzens in das Brunnenbüro von Viva-con-agua-Gründer Adrion gesteckt, in die Jazzabteilung der Hochschule für Musik, oder in den "letzten Willen der Jungfer Eding", der die St.-Jacobi-Kirche jedes Jahr verpflichtet, zwölf Garnituren Schlüpfer an Bedürftige zu verteilen. Vielleicht aber stiften Sie nicht Geld, sondern mehr: Ihre Zeit. Als Vorlesepatin, als Medienbote, als Fahrer der Hamburger Tafel, als Mentor und arbeiten ehrenamtlich für eine der mehr als 1140 Hamburger Stiftungen, ohne sich darüber groß in Szene zu setzen.

Ohne Menschen wie Sie gäbe es von allem in Hamburg weniger. Weniger Kultur, weniger Jugendförderung, weniger Wissenschaft, weniger Schönes. Weniger Museen, weniger Altenheime, weniger sozialen Rückhalt für jene, die es allein nicht mehr schaffen. Es gäbe keine Alsterfontäne, kein Spendenparlament, keine interkulturellen Aktionen, keine Bücherhallen, keine "Cap San Diego". Die Metropole wäre ein kränkelndes Dorf mit ausgefransten Sparstrümpfen.

Es ist erstens eine Kunst, Gutes zu tun, und zweitens, darüber zu schweigen. Wir leben in Zeiten, in denen "social sponsoring" nicht von allen Gebenden erst mal um der Sache willen, sondern fürs Prestige gemacht wird - auf dass die Firma grüner, frauenfreundlicher, kulturaffiner, emotionaler, gemeinnütziger wirke. Nett sein als Imagewährung. Peinlich, wenn's durchschaut wird. Nützlich, wenn es trotzdem Sinn macht.

Allerdings mag man Prestige-Maschen hier nicht so gern. Der ur-hanseatische Kaufmann und bisweilen kulturtöffelige Pfeffersack stiftet seit 700 Jahren, um die Unabhängigkeit des Bürgers und der Zivilgemeinschaft von "denen da oben" zu erhalten. Einmischen statt abwarten. Anpacken statt Anträge.

Sie sind einer jener Hamburger, die Hamburg selber machen.

Wer also immer Sie auch sind: danke.

Wie lebt es sich als "Anstifterin" gegen Bildungsungerechtigkeit? In der Gesprächsreihe "Die Beweger" spricht Inka Schneider mit Katja Urbatsch (Initiative www.arbeiterkind.de ). Do 18.2., 19.00, Körber-Forum (U Baumwall), Kehrwieder 12, Eintritt frei, Anmeldung 80 81 92-0; www.koerber-stiftung.de

Nina George schreibt jede Woche in LIVE und liebt Hamburg.