Hamburg. Mainstream ist ein Fremdwort für Rupert Huber. Der österreichische Dirigent, Komponist und Performancekünstler lebt nicht nur die Hälfte des Jahres in Nepal (wo er als Schamane praktiziert!), sondern kraxelt auch musikalisch gern abseits der ausgetretenen Pfade.

So wie bei seinem Auftritt in der Hauptkirche St. Jacobi, wo er die Hörer gemeinsam mit dem Ensemble Resonanz und ChorWerk Ruhr auf einen Trip zu "Schubert in New York" entführte. Dort war das früh verstorbene Genie natürlich nie - aber deshalb kann man seine Werke ja trotzdem bei einer Zeitreise neben Stücke der amerikanischen Moderne beamen, in denen Schuberts Musik ihre Spuren hinterlassen hat.

Durch die ungewohnte Nachbarschaft zu Cage, Feldman, Tenney und anderen ergaben sich reizvolle Reibungspunkte: Nach Feldmans asketischer Klangstudie "Christian Wolff in Cambridge" wirkten etwa die wispernden Tremoli am Anfang von Schuberts c-moll-Quartettsatz ganz eisig - von den Streichern des Ensemble Resonanz sehr fein artikuliert, trotz der halligen Kirchenakustik. Die kam eher den gehaltenen Akkorden in Cages "Four 2" für gemischten Chor zugute. Hier wie auch in den anderen Stücken bewältigten die 40 mit Stimmgabeln bewaffneten Sängerinnen und Sänger von ChorWerk Ruhr ihre anspruchsvollen Aufgaben souverän und traten vereinzelt auch als beeindruckende Solisten in Erscheinung. Beim Wettstreit von Männer- und Frauenchor hatten die Damen in puncto Homogenität und Intonation die Nase deutlich vorne.

Nach der Pause machte Huber aus dem Neben- ein Übereinander und schichtete die verschiedenen Elemente zu einer Installation. So entstanden viele spannende Momente - etwa als Schuberts berühmtes As-Dur-Impromptu von bedrohlich dissonanten Cello- und Tubatönen förmlich erdrückt wurde -, aber auch mancher Leerlauf. Doch wer so eine Abenteuerreise durchs Dickicht fremder Klangwelten mitmacht, kann nicht immer Vollgas erwarten.