Zweieinhalb Stunden lang führte Stefan Gwildis im ausverkauften St.-Pauli-Theater durch die akustische Version seines Repertoires.

Hamburg. "Stefan Gwildis Anplackt" steht auf den Konzertplakaten am St.-Pauli-Theater. Das Wortspiel entspricht dem Humor des Barmbeker Sängers, der auch bei seinem Auftritt am Sonnabend immer wieder deutsche und englische Ansagen mischt, um seinem Soul-Ideal möglichst nahezukommen. "Halleluja, Brüder und Schwestern, seid ihr bereit?", tönt es von der Bühne. Gwildis, leger gekleidet im dunklen langärmeligen Polohemd und ausgebeulter Anzughose, möchte beginnen. Zuerst nicht nur unplugged, sondern auch a cappella. Ohne musikalische Begleitung singt er seine Version von "Ain't No Sunshine When She's Gone": "Allem Anschein nach bist du's". Dabei gelingt es ihm leicht, seine Stimme sofort in tiefe Gefühlswelten zu bringen. Er wechselt die Höhen, verzieht das Gesicht und breitet die Arme aus.

Doch er wird gestört. Zwei junge Frauen kommen zu spät in den ausverkauften Saal, setzen sich auf ihre Plätze ganz vorne. Der "Soulfan" hält inne, geht lachend auf die Damen zu und fragt freundlich nach dem Grund ihrer Verspätung (die S-Bahn war schuld!). Mit breitem Lausbuben-Grinsen und grau meliertem Haar sieht Gwildis aus wie George Clooneys verschollener Bruder.

Nach einer kleinen Flirterei geht es weiter. Die in der A-cappella-Version fehlende Gitarre imitiert Gwildis mit dem Mund, der sich als richtiges Beatbox-Instrument entpuppt: Er brummt, singt, taktiert, stockt und schnalzt, fällt aus der Rolle und lacht, heult, hechelt, ist ein Saxofon.

Zweieinhalb Stunden lang führt Gwildis mit dem Cellisten Hagen Kuhr und dem Gitarristen Mirko Michalzyk durch die akustische Version seines Repertoires. Die drei Männer albern herum, stehlen sich manchmal gegenseitig die Show und präsentieren sich als Band mit Spaß bei der Sache. Auf dem Programm stehen nicht nur die neueren Klassiker mit mehr Tiefgang, sondern auch ältere Stücke wie "Mama mag ihn" oder "Bonzo", das Lied über einen fettleibigen Hund, bei dem das Publikum zum mehrstimmigen Chor wird.

In der Zugabe fordert Gwildis die Gäste auf, noch mal alles zu geben. "Wenn ihr noch einmal durchdrehen und euch total entblößen wollt, jetzt ist die Gelegenheit!" Prompt springt ein wild durcheinandergewürfeltes Publikum klatschend von den Sitzen auf. Das ist Seele, Baby!

Zusatzkonzert: "Stefan Gwildis Anplackt", 10.2., St.-Pauli-Theater