Tragikomödie: So ein Schlamassel.

20.15 Uhr ARD

Die junge Frau war besten Willens. Wenn denn die strenggläubigen jüdischen Eltern unbedingt nur einen Juden als Schwiegersohn haben wollten, sollte es denn auch ein Jude sein. Aber, so ein Schlamassel, es fand sich keiner. Niemand, den sie wirklich so lieb hatte, mit ihm ein Leben teilen zu wollen. "Am Ende war es denn doch ein Katholik, und was das Schlimmste ist: Ich bin sogar glücklich mit ihm", lacht Alice Brauner, Journalistin, TV-Moderatorin und Filmproduzentin. Wie es sich aber für die Tochter der Produzentenlegende Arthur "Atze" Brauner gehört, gibt es für sie eigentlich nichts, was sich nicht irgendwie als Filmstoff verwenden ließ. So auch, nebbich, ihre eigene Geschichte. "So ein Schlamassel", von Dirk Regel inszeniert, heute Abend in der ARD zu sehen und erfrischend komödiantischer Kontrapunkt zum sonst an dieser Stelle verabreichtem Herz/Schmerz-Süßstoff, ist der insgesamt gelungene Balanceakt, eine im Kern ernste Thematik in den heiteren Griff zu bekommen.

Konservativer jüdischer Starrsinn wird ebenso auf die Schippe genommen wie das demonstrative philosemitische Gehabe bestimmter liberaler Kreise im Sinn von Henryk M. Broders bösem Wort: "Philosemiten sind Antisemiten, die Juden mögen".

Dafür stehen hier die Eltern des auserwählten nicht jüdischen Bräutigams, den die Verlobte nahezu mit Gewalt und unter Assistenz einer martialischen Freundin zu einem waschechten Juden umzumodeln versucht, damit er denn vor ihrer jüdischen Familie standhalten kann.

Gudrun Landgrebe und August Zirner spielen sie. Was eine kleine ironische Insider-Pointe ist, da inmitten eines überwiegend nicht jüdischen Ensembles, wo ein Michael Mendl und Rolf Hoppe markige alte Juden mimen und sich Marianne Sägebrecht als jiddische Mame versucht, gerade Zirner als Jude einen Nicht-Juden spielt und sein eigener Sohn Johannes Zirner hier auch sein Film-Sohn ist. Aber das hat ihnen besonderen Spaß gemacht, denn "Heiterkeit", meint Zirner senior, "ist vielleicht nicht das schlechteste Abwehrmittel gegen jeden Antisemitismus und eine gute Brücke, um zueinander zu finden".

Zum Star-Ensemble gehören Hans Peter Hallwachs, Gedeon Burkhard und Dieter Landuris, und in der 200-Personen-Statisterie einer Bar-Mizwa-Feier tauchen einige prominente Gesichter wie "Focus"-Schöpfer Helmut Markwort oder Berlins Parade-Playboy Rolf Eden auf. Alice Brauner blickt dankbar: alles gute Freunde der Familie, die aus purer Freude am Spaß mitgemacht hatten.

Ein paar Unebenheiten im Drehbuch von Daniel Wolf gibt es, etwas schrecklich ist das nicht recht begründete, sich über seine Unlogik heiter hinwegschummelnde Friede-Freude-Eierkuchen-Ende. Wäre bei dieser Thematik ein spröder, offener Schluss nicht besser gewesen? Aber da seufzt die Produzentin nur ergeben. Freitagabend eben. Da muss die Welt in Ordnung sein. Wenigstens bei der ARD.