Hossein und Shaima lieben sich seit ihrer Jugend. Doch nun ist Hossein Invalide, und Shaima wurde von ihrem Vater verkauft ...

Hossein ist ein gut aussehender Mann, aber er ist gelähmt. In einer der ersten Szenen sehen wir ihn, wie er auf einer viergliedrigen Gehstütze mühsam auf die Kamera zukommt. Für einen kurzen Moment scheint eine im Weg liegende Katze zum unüberwindlichen Hindernis zu werden - bis sie endlich unwillig aufsteht. Dann kommt Shaima mit ihrer wunderhübschen fünfjährigen Tochter um die Ecke. Hossein und Shaima lieben sich seit ihrer Jugend. Doch nun ist Hossein Invalide, und Shaima wurde von ihrem Vater verkauft - an einen Mann, der schon drei Frauen hat und 40 Jahre älter ist. Dass sich Hossein und Shaima überhaupt sehen dürfen, hängt damit zusammen, dass ihr Ehemann nur die Hälfte des Brautgeldes bezahlt hat. Darum ist Shaima ins Elternhaus zurückgekehrt. Doch nun befürchtet der Vater eine Familienfehde.

Romeo und Julia in Kabul: Über Selbstmordattentaten, den Krieg gegen die Taliban und die Diskussionen um die deutsche Beteiligung hat man völlig vergessen, dass in Afghanistan ganz normale Menschen leben, die nach ein wenig Glück suchen. Trotz aller von außen herangetragenen Bemühungen um Demokratie - der Alltag in Afghanistan, das zeigen die offenen Gespräche, ist durch Patriarchat, Stammesloyalität und Zwangsheirat geprägt.

Die Regisseurin Helga Reidemeister lässt die Menschen einfach erzählen und sieht dabei zu. Reidemeister rückt ihren Gesprächspartnern mit selbstverständlich wirkender Natürlichkeit auf die Pelle und vermittelt ihnen ein Gefühl von Nähe und Vertrauen. Nun so konnte sie Aufnahme in die Wohnungen finden und die Menschen zum Reden verführen. Ein ungewöhnlicher Dokumentarfilm.

+++++ Mein Herz sieht die Welt schwarz - Eine Liebe in Kabul Dtl. 2009, 86 Min., o. A., R: Helga Reidemeister, täglich außer Sa/So im 3001 (OmU); Internet: www.basisfilm.de