Die Bibliotheca Comercii ist auch Schauplatz von Krimis. Daher beginnt das 275. Jubiläum der Handelskammer mit einer Lesung von Petra Oelker.

Hamburg. Als im März des Jahres 1773 die wochenlang zugefrorene Alster endlich zu tauen beginnt und die Komödiantin Rosina ein letztes Mal mit Schlittschuhen das schon brüchig gewordene Eis betritt, verschlägt ihr ein grausiger Fund den Atem: die Leiche einer Frau. Das ist der Ausgangspunkt des Krimis "Das Haus der Roten Schwestern", aus dem die Autorin Petra Oelker heute anlässlich des 275. Gründungsjubiläums der Commerzbibliothek liest.

Dass sich Handelskammer-Präses Frank Horch ausgerechnet für die Lesung aus einem Oelker-Krimi zum Auftakt des Jubiläumsjahres entschieden hat, liegt wohl einerseits an der enormen Popularität dieser historischen Hamburg-Romane, andererseits aber auch daran, dass die Bibliotheca Comercii darin immer mal wieder zum Schauplatz wird. Da gibt es zum Beispiel den Kaufmannssohn Niklas Hermanns, der zur Freude seines Vaters eifrig die ehrwürdige Büchersammlung besucht. Der alte Herr weiß freilich nicht, dass sich sein Sohn dort nicht in ökonomische Lehrbücher vertieft, sondern vielmehr in Bände über Käfer und exotisches Getier.

Diese Vielfalt des Angebotes ist kein Zufall, denn das Ziel der Commerzdeputation, die die Bibliothek am 26. Januar 1735 offiziell eröffnete, war es, für die Aus- und Fortbildung von Kaufleuten alle notwendige Literatur zu sammeln und öffentlich zugänglich zu machen. Und dabei ging es auch, aber eben nicht nur um Wirtschaftswissenschaften, Handels- und Seerecht, sondern ebenso um Reisebeschreibungen, Länderkunde und Kartenmaterial aus allen Weltgegenden.

Durch Ankäufe, Stiftungen und Nachlässe entwickelte sich die Hamburger Commerzbibliothek im 18. und 19. Jahrhundert zu einer der wertvollsten Büchersammlungen ihrer Art. Da der Platz in der Börse allmählich knapp wurde, zog die Bibliothek 1919 in das Gebäude des Johanneums am Speersort, wo auch die Staats- und Universitätsbibliothek untergebracht war. Dort gingen 1943 bei Bombenangriffen etwa 186 000 Bände in Flammen auf, nur 14 000 blieben erhalten. Inzwischen ist der Bestand wieder auf 180 000 Medien angewachsen, sodass die historische Büchersammlung längst wieder ihren alten Ruf als eine der wichtigsten wirtschaftswissenschaftlichen und juristischen Bibliotheken Deutschlands zurückerobern konnte.

Zu den Kostbarkeiten, die die älteste Wirtschaftsbibliothek der Welt noch heute verwahrt, gehören die 1503 in Florenz gedruckte Weltbeschreibung "Mundus Novus" von Amerigo Vespucci, von der es weltweit nur noch zwei Exemplare gibt, und das letzte noch existierende Exemplar des "Waterrechts" von Wisby aus dem Jahr 1537.

Der heutige Festakt mit Petra Oelkers Lesung bildet den Auftakt zu einem ganzen Reigen von Ausstellungen und Veranstaltungen, mit dem die Handelskammer ihre berühmte Bibliothek das ganze Jahr über feiert.

Heute, 19 Uhr, in der Handelskammer, Effektensaal, Adolphsplatz 1, weitere Infos zum Jubiläum im Internet unter www.commerzbibliothek.de