Hamburg. Herrlich, wie Xavier de Maistre sein Instrument erst mit sanft kreisenden Bewegungen massiert, um im nächsten Moment kraftvoll zuzupacken oder die Saiten mit den Fingerkuppen zu kitzeln: Den französischen Harfenisten bei der Arbeit zu erleben, macht schon optisch Freude. Dass er musikalisch zu den herausragenden Vertretern der zupfenden Zunft gehört, hat er auch beim Konzert mit den gut aufgelegten Hamburger Symphonikern in der Laeiszhalle wieder bewiesen: mit einer farbenreichen Interpretation des rhythmisch rasanten Konzerts von Ginastera.

Das südamerikanische Werk stand im Zentrum eines spannenden Programms, das sich unter Leitung von Muhai Tang nicht nur geografisch abseits des Mainstreams bewegte. Zu Anfang gab's Qigang Chens "L'Eloignement": fernöstlicher Postimpressionismus zwischen chinesisch gefärbten Idyllen und wild wuselnden Klangwolken, von den Symphoniker-Streichern facettenreich dargeboten.

Nach der Pause dann die sechste Sinfonie von Schostakowitsch, bei der Tang im düsteren ersten Satz nicht immer den Spannungsbogen aufrechterhalten konnte. Aber den bisweilen schrill kreischenden Pseudo-Frohsinn danach brachte er sehr überzeugend auf den Punkt.