Hamburg. Tanja Becker-Bender, frischgebackene Geigenprofessorin an der Musikhochschule, hat gerade gewissermaßen ihr Antrittskonzert gegeben. Und was für eins: Was sie und der Pianist Markus Becker im Kleinen Saal der Laeiszhalle zu Ohren brachten, suchte seinesgleichen an Geist, Niveau und Ausdruckskraft.

Es gehört einiger Mut dazu, ein Konzert mit Bachs Sonate für Violine solo C-Dur samt dem gefürchteten Fugensatz zu beginnen. Becker-Bender meisterte diesen Langstreckenlauf mit einer Souveränität, der auch die winzigen Verspieler nichts anhaben konnten. Stilbewusst führte sie die einzelnen Charaktere vor und zeigte die musikalischen Strukturen auf. In Brahms' lyrisch-heiterer Sonate A-Dur und Schumanns hochdramatischer Sonate d-Moll zeigten die beiden ihr traumwandlerisch sicheres Zusammenspiel und ihren beredten Zugriff. Und selbst wo sie schwelgten, hatte die Musik nichts simpel Gefälliges.

Wenn die Schumann-Sonate große Oper war und die Brahms-Sonate eine Erzählung, wie Becker-Bender in der Einführungsveranstaltung sagte, dann waren Kurtágs "Tre pezzi per violino e pianoforte", entstanden 1979, moderne Lyrik: Tupfend und tastend erforschten diese Miniaturen das Klangreich des Pianissimos. Das Wesentliche sprach hier, hohe Kunst der Reduktion, aus dem Ungesagten.

Becker setzte einen Kontrapunkt mit drei Orgelchoralvorspielen von Bach, von Reger für Klavier bearbeitet. Gleichsam augenzwinkernd imitierte er die Pracht des Orgelsatzes und fand eine ergreifende Balance zwischen Regers romantischem Klavierduktus und auskomponiertem Gottvertrauen.