Hamburg. Wirre Regiekonzepte produzieren auf der Bühne wirre Ergebnisse. Das bewies die Uraufführung des Projekts der opera silens "Neurovisons - Eine gesamteuropäische Touretterie" auf Kampnagel. Grundidee des Regisseurs Hans-Jörg Kapp war, dass die "gestörte Geste zur Norm geworden sei"; vor allem in der Pop-Kultur: Elvis' Hüftgewackel, Travoltas Disco-Pose, Iggy Pops Bühnengezappel - alles Ausdruck zwanghafter Bewegungsstörungen.

Zur Veranschaulichung seiner These schuf Kapp ein Szenario, das wirkte, als hätten sich Mister Bean und die Personage von "Einer flog übers Kuckucksnest" zusammengetan, um den Grand Prix Eurovision nachzuspielen. Verständnis für echte Tourette-Betroffene, von denen drei auf der Bühnen standen, brachte das nicht. So war die einzige wirkliche Offenbarung des Abends, dass Hamburgs Avantgarde-Queen Frauke Aulbert auch das Schlagerfach souverän beherrscht.

Dem Spektakel vorangegangen war die Eröffnung des klub katarakt: Unter dem Titel "Drama der Distanzen" führten zwei Reiseleiterinnen das Publikum im Gänsemarsch durch einen Darkroom, in dem man auf ein exotisches Tuba-Didgeridoo, eine chinesische Sheng oder finnische Chormusik traf. Das hätte mehr Spaß gemacht, hätte man dem Audiophilen mehr Freiheit gelassen.