Hamburg. Die chinesische Kunqu-Oper "Der Päonien-Pavillon" ist rund 200 Jahre älter als Monteverdis "L'Orfeo", sie dauert mit 21 Stunden Gesamtspielzeit deutlich länger als Wagners Mammutwerk "Der Ring des Nibelungen" - sie gehört nicht nur der Statistik nach zu den größten Bühnenkunstwerken der Menschheit. Und ist nur eines von vielen Beispielen für die reichen kulturellen Schätze, die es in der Region Shanghai zu entdecken gibt. Daniel Kühnel, Intendant der Hamburger Symphoniker, hat sich bei einer Reise in Hamburgs Partnerstadt von der facettenreichen Tradition dieser Gegend faszinieren lassen - und möchte das hiesige Publikum nun mit seiner Begeisterung anstecken.

Deshalb hat er die ersten "Shanghai-Festtage" ins Leben gerufen, die in Zukunft alle zwei Jahre stattfinden sollen. Gemeinsam mit dem Ersten Gastdirigenten Muhai Tang, der aus Shanghai stammt und auch das dortige Philharmonic Orchestra leitet, präsentierte Kühnel gestern Mittag das Programm: Es umfasst ein verlängertes Wochenende vom 12. bis 15. Februar mit neun musikalisch-literarischen Veranstaltungen und einem begleitenden Filmangebot im Metropolis-Kino.

Unter anderem gibt es die Hamburger Erstaufführung der "Wassermusik" von Tan Dun und ein Shanghai-Musik-Marathon mit Mitgliedern des Chinesischen Orchesters Shanghai und den Hamburger Symphonikern. Ein Vortrag zu Beginn führt in die Kulturgeschichte Shanghais ein.

Und auch die eingangs erwähnte Kunqu-Oper darf nicht fehlen - sie ist in einer stark gekürzten Light-Version von 90 Minuten zu erleben, mit großen Stars der traditionellen chinesischen Musikszene. Insgesamt kommen 29 Gäste eigens für das Festival aus Shanghai nach Hamburg, darunter auch die für diese Theaterform so wichtigen Maskenbildner.

Besonders beeindruckt war Kühnel von der handwerklichen Meisterschaft der dortigen Schauspieler: "Diese Präzision, diese unglaubliche Beherrschung der Gesichtszüge und kleinster Gesten ist so erzählerisch und poetisch, dass es mich wirklich umgehauen hat." Das gilt zum Beispiel für seine Erfahrungen mit dem Pingtan, einer speziellen Form Shanghaier Erzählkunst - auch davon bekommen die Besucher der Festtage eine kleine Kostprobe. Mit möglichst sparsamen Untertiteln soll das Verständnis der Texte bei einigen Veranstaltungen erleichtert werden. Noch wichtiger als eine Beschäftigung mit dem Inhalt sei jedoch die Bereitschaft, sich auf den sehr subtilen Reiz der Darbietungen wirklich einzulassen, betont Muhai Tang: "Ich glaube, wenn man eine fremde Kultur erlebt, ist es wichtig, zuerst sich selber zu vergessen. Man soll sich nicht zu sehr auf die eigenen Gewohnheiten und Erwartungen konzentrieren, sondern das Fremde einfach annehmen - mit der Neugierde eines kleinen Kindes."

Shanghai-Festtage: 11.-15.2. Termine und weitere Infos unter www.hamburgersymphoniker.de