Mit mitunter verzweifeltem Humor erzählen die Coen-Brüder in “A Serious Man“ von der Tragödie eines Mannes

Ethan und Joel Coen haben schon wieder einen neuen Film gedreht. Und wem die oscarverwöhnte Literaturverfilmung "No Country for Old Men" zu finster war und "Burn after Reading" zu absurd - dem gefällt vielleicht dieser Film, der die Qualitäten der Vorgänger miteinander verbindet und auf eine neue Stufe hebt. Doch Vorsicht: Der Humor von "A Serious Man" ist mitunter so verhalten, verzweifelt und hoffnungslos, dass einem das Lachen im Halse stecken bleibt.

Im Mittelpunkt: Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg), der in den Sechzigerjahren in einer kleinen jüdischen Gemeinde im US-Staat Minnesota lebt. Ein ernster Mann in der Tat: Angestrengt bemüht er sich, es jedem recht zu machen. Er liebt seine Frau Judith (Sari Lenneck), sorgt sich um Sohn Danny (Aaron Wolf) und Tochter Sarah (Jessica McManus) und ist ein ebenso erfolgreicher wie genialischer Mathematik- Professor. Doch die Menschen danken es ihm schlecht: Judith hat sich einen selbstgefälligen Liebhaber zugelegt und will sich scheiden lassen, Danny hat Probleme in der Schule, Sarah klaut Geld für eine Nasenkorrektur, Larrys labiler Bruder Arthur (Richard Kind) blockiert seit Wochen Couch und Badezimmer. Und immer häufiger steht ein Kollege in Larrys Büro, der andeutet, dass es vielleicht mit der Beförderung ... Doch so ganz schlau wird man aus ihm nicht. In seiner Not beschließt Larry, einen Rabbi um Rat und Hilfe zu bitten. Leichter gesagt als getan.

"A Serious Man" beruht auf einem Original-Drehbuch der Coen-Brüder und ist wohl ihr jüdischster Film. Detailfreudig beschreiben sie das streng religiöse Umfeld, in dem sie selbst aufgewachsen sind, und rekonstruieren mit perfektem Production Design und zeitgenössischen Kostümen eine Zeit, die 40 Jahre zurückliegt. Es gibt sogar einen Prolog in Jiddisch, in dem es um einen Familienfluch geht.

Vor diesem Hintergrund entfalten die Coens die Tragödie eines lächerlichen Mannes, der versucht, hinter der Kette von Missgeschicken einen tieferen Sinn, vielleicht sogar eine höhere Macht zu entdecken. Dass es diesen Sinn vielleicht nicht gibt, macht die Boshaftigkeit des Humors aus. Zusammengehalten wird der Film von der grandiosen Darstellung Michael Stuhlbargs. Mit Leidensmiene und unterdrücktem Zorn torkelt er durch ein Leben, das andere für ihn führen. Eine irritierende und schmerzhafte Erkenntnis, auch für den Zuschauer.

+++++ A Serious Man USA 2009, 106 Min., ab 12 J., R: Joel & Ethan Coen, D: Michael Stuhlbarg, Richard Kind, Sari Lennick, Aaron Wolf, täglich im Abaton (OmU), Holi, Zeise; www.seriousman.de