Understatement pur trotz perfekter Kunst am Instrument: Janine Jansen sorgte bei ihrem Auftritt in der Laeiszhalle für Überraschungen.

Hamburg. Überraschung sprach aus dem Blick einer Hörerin, als die ersten Töne von "Such Different Paths" in der Laeiszhalle erklangen. Mit diesem von der bulgarischen Komponistin Dobrinka Tabakova für sie geschriebenen Stück nämlich eröffnete die Geigerin Janine Jansen ihr Konzert mit der Academy of St. Martin in the Fields.

Allerdings erwiesen sich die Klänge von Tabakovas lyrisch gefärbter Minimal Music eher als sanfte Einstiegsdroge für einen echten Neue-Musik-Trip. Schließlich war das Publikum gekommen, um Mozart und Tschaikowsky zu hören - und natürlich die Jansen mit diesem Orchester. Und die spielten perfekt wie aus einem Guss.

Man weiß nicht, was man bei Jansen mehr bewundern soll: ihr Geigenspiel oder die Bereitschaft, sich trotz ihrer Extraklasse völlig auf ihre Musizierpartner einzulassen. Fast hatte man das Gefühl, sie spiele die Soli in Mozarts Konzertstücken KV 216 und 261a/b mehr für die hinter ihr sitzenden Bratscher als für die Galerie.

Dass die Jansen die Academy "geleitet" hätte, wie es auf den Plakaten stand, wäre zu viel gesagt, dieses Orchester leitet sich größtenteils selber. Doch als sie bei Tschaikowskys Serenade op. 48 auf dem Konzertmeisterstuhl Platz nahm, da hat sie das Spiel befeuert und beseelt.