Hamburg. Früher kamen die Mitglieder eines Quartetts oft aus derselben Streicherschule, oder sie hatten zumindest den gleichen kulturellen Background. Beim Belcea Quartet - nach dem Auftritt in der Laeiszhalle ausgiebig bejubelt - ist das anders: Hier stammen die Musiker aus Rumänien, England, Polen und Frankreich. Und sie verkörpern den Prototyp eines modernen Ensembles, repräsentieren den "State of the Art" des neuen Jahrtausends.

Die vier Streicher verfügen technisch über alle Gestaltungsmöglichkeiten - und nutzten sie flexibel und stilsicher. Das frühe Beethoven-Quartett op. 18/3 tönte noch ganz klassisch-moderat und ließ mitunter, in verspielten Momenten, das Vorbild Haydn durchschimmern. Nur ab und an schlugen schon die schrofferen Gesten des mittleren Beethoven durch, die am Ende des Konzerts in seinem op. 59/1 vollends zur Entfaltung kamen: Dort kündeten die stampfenden Rhythmen oft von einer explosiven Wucht, die konventionelle Grenzen sprengt, um im nächsten Satz einen innigen Gesang anzustimmen.

Zwischen den beiden Beethoven-Polen schufen die Interpreten mit Brittens drittem Quartett eine ganz andere Welt, zwischen eisigen Flageolett-Klängen und ergreifend-eindringlichen Klagetönen. Das Belcea Quartet spielt an der Spitze der Champions League.