Hamburg. Der polnische Dirigent Krzysztof Urbanski versprüht zwar jenen jugendlichen Charme, als hätte er nur mal schnell sein Surfboard am Künstlereingang abgegeben und wäre auf dem Weg ins nächste Hauptseminar. Doch wie man bei seinem zweiten Gastspiel mit dem NDR Sinfonieorchester in der Laeiszhalle erleben konnte, glänzt er am Pult vor allem durch gute alte Kapellmeistertugenden.

Absolut unprätentiös, dafür mit präzisem Schlag und klaren sprechenden Gesten formte Urbanski die Musik und vermittelte dabei das Gefühl, in jedem Moment und bei jedem Detail ganz genau zu wissen, was er will. So hatten die Musiker des NDR denn auch keine Probleme, sich von einem 27-jährigen Jungspund leiten zu lassen; sie liefen zu Hochform auf.

Bereits das einleitende, sonst arg kitschverdächtige Adagio von Samuel Barber zelebrierte Urbanski als bis in die kleinste Verästelung fein ausgeleuchtete, meditative Streicher-Studie. Als sehr gute, aber unspektakuläre Musik erwiesen sich die Biblischen Lieder op. 99 von Dvorak. Statt expressive Schmerzensgesten auszustellen, leuchten diese zum Teil beinahe schlicht-naiven Klagelieder mit einer inneren Glut. Diesen Tonfall traf die großartige Altistin Dagmar Pecková vollendet.

Dass er dem Affen auch mehr Zucker zu geben versteht, bewies Urbanski nach der Pause in drei Tondichtungen aus Smetanas "Mein Vaterland". Doch auch hier waren die wenigen, auf Überwältigung durch Lautstärke zielenden Momente stets klug dosiert und exakt platziert.