Spezielle Trainer bereiten Hunde, Katzen, Vögel und selbst Grüne Mambas auf ihre Arbeit vor der Kamera vor.

Hamburg. Arbeite nie mit Tieren, sie stehlen dir nur die Schau! Diese Regel haben Heikko Deutschmann, Floriane Daniel, Enya Elstner und Lotte Hanné einfach beiseitegeschoben und spielen nun mit in der neuen ARD-Familienserie "Tiere bis unters Dach" (siehe unten). Sie sind Familie Hansen, die gerade von Hamburg in den Schwarzwald gezogen ist. Erzählerin ist die zehnjährige Greta (gespielt von Frank Elstners Tochter Enya), die diverse tierische Abenteuer erlebt: Mal entweicht einem Jungen eine gefährliche Grüne Mamba, mal verliebt sie sich in ein Lamm, das über Nacht verschwindet; und am Ende rettet sie ein putziges Schweinchen vor einem Schicksal als Spanferkel.

Für die tierischen Helden wurde die Filmtierschule Zimek in Minfeld (zwischen Karlsruhe und Landau) engagiert, eine der letzten ihrer Art in Deutschland. Das Gelände ist zwei Hektar groß, hier tummeln sich neben dreißig Hunden und ebenso vielen Katzen auch Wild- und Hausschweine, Rehe, Ziegen, Papageien. Besitzerin Tatjana Zimek ist schon seit zwanzig Jahren Tiertrainerin, sie war an den Kinofilmen "Bibi Blocksberg", "Die Päpstin", "Tannöd", "7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug" ebenso beteiligt wie an den TV-Serien "Unser Charly", "Alarm für Cobra 11" oder "Der Bergdoktor".

Auch hinter einfachsten Szenen steckt laut Tatjana Zimek weitaus mehr Training, als sich viele Menschen vorstellten. Besonders schwierig sei das Arbeiten mit Katzen und Vögeln: "Beide Arten sind zwar sehr intelligent, aber auch sehr revierbezogen. Bei einem Hund genügt es, wenn ich kurz vorher an den Drehort komme. Eine Katze muss sich mehrere Tage lang eingewöhnen. Und wenn ein Vogel keine Lust mehr hat, fliegt er einfach weg." Hinzu kommt ein Faktor, der auch die menschlichen Darsteller immer wieder belastet: Dreharbeiten bestehen in erster Linie aus Warten. Wenn eine Einstellung mehrmals wiederholt werden muss, ermüden Kinder und Tiere besonders schnell. In solchen Fällen hilft sich Zimek mit einem ebenso einfachen wie genialen Trick: Ihre wichtigsten Vierbeiner gibt es mehrfach.

Brezel, der Hund von Familie Hansen, wird meist gespielt von Cinderella, hat aber vier absolut identisch wirkende Doppelgängerinnen. Außerdem haben die "Doubles" jeweils besondere Stärken: Die eine mag Kinder, die andere kann Kunststücke, eine dritte hat ein besonders kräftiges Bellen. In Folge fünf ("Schlangenbeschwörer") entweicht einem Jungen eine giftige Grüne Mamba. Die ist am Ende zwar wieder eingefangen, hat zuvor aber den Hund gebissen. Brezel liegt nun wie betäubt auf dem Behandlungstisch. Die Menschen um ihn herum reden miteinander und machen Lärm, aber das Tier darf sich natürlich nicht rühren. In solchen Momenten sorgt Tatjana Zimek für absolute Ruhe am Set. Wie bei einer Nacktaufnahme müssen alle gehen, die nicht direkt gebraucht werden. Die Trainerin hat jahrelang mit Cinderella für solche Herausforderungen trainiert.

Deshalb genießen die Tiere auch Narrenfreiheit. Zimeks Hunde dürfen all das, was eigentlich verpönt ist: an Hosenbeinen zerren, an Menschen hochspringen oder sich mit den Vorderpfoten an der Tischkante festhalten; es könnte ja sein, dass sie genau dies mal vor der Kamera tun müssen. Aus einem ganz ähnlichen Grund reist die Trainerin immer in Begleitung an: Damit sich die Hunde von klein auf an die oftmals hektische Atmosphäre am Set gewöhnen, werden sie schon als Welpen mitgenommen. Die größte Schwierigkeit, sagt sie, bestehe immer darin, die tierischen Akteure zu Handlungen zu animieren, die nicht ihrem Naturell entsprechen: "Wenn ein friedlicher Hund aggressiv wirken soll, muss er sich wie ein Schauspieler verhalten, der einen Mörder spielen soll, im wirklichen Leben aber natürlich kein Mörder ist."