Zur Verführung, alte Psycho-Faustregel, gehören immer zwei, der Verführer und die anderen, die sich oft nur allzu willig verführen lassen. Das gilt für die Liebe, das gilt für Finanzgeschäfte, und wer so blöd ist wie hier, auf den Schwindel der Tausend-Prozent-Zinsen hereinzufallen, hat damit seine Pleite ein bisschen auch verdient. Unser kleines Mitleid aber ebenfalls. Denn welche nicht unbedingt materiellen Sehnsüchte, welche Lebensdefizite verbergen sich letztlich hinter jeder Gier? Und wird zudem nicht auch der Verführer verführt, von eben jener Gier der anderen, von ihrer nur allzu bereiten Leichtgläubigkeit?

Also auch hier kein Schwarz und Weiß, und in dieser Hinsicht ist Dieter Wedels "Gier"-Zweiteiler eine kluge Balance geglückt. Er verniedlicht, aber er dämonisiert auch nicht. Keine flotte Ganovenkomödie, deren Held und Sympathieträger am Ende der Ganove ist. Das Unglück anderer wirft durchaus seine Schatten aufs skurril-komische Vordergrund-Geschehen, und die Geschichte vom Millionenbetrüger Dieter Glanz, dem realen Fall Harksen nachempfunden, kommt leichtfüßig, aber nicht leichtfertig daher.

Leider aber, das war schon bei Wedels "Großem Bellheim" so, sind Wirtschaftsprozesse nur bedingt telegen. Denn die laufen nun mal ohne große Aktion, eher leise und nach immer gleichen Mustern ab, große Hoffnung, großer Betrug, große Pleite, und das wirkt auf die Dauer leicht monoton. Beim "Bellheim" war das gerade noch abgefangen worden. Hier, schade!, ging es nicht ohne Längen ab und nicht ohne kleine Langeweile.

Trotz Ulrich Tukur. Der ist schlicht phänomenal. Allein die Schlussszene, da Glanz, obgleich schon in wohl verdienter Gefängnishaft, die Mithäftlinge zu künftigen finanziellen Bubenstreichen überredet, bleibt ein komödiantisches Kabinettstückchen. Man könnte glatt vergessen, dies schon einmal so ähnlich in Jules Dassins "Topkapi" gesehen zu haben.