Hamburg. Aus Deutschland kommt es gegenwärtig besonders hart für den Regisseur und jüdischen Intellektuellen Claude Lanzmann ("Shoah"). In den deutschen Feuilletons entspinnt sich dieser Tage eine recht unschöne Debatte. Gegenstand ist Lanzmanns Autobiografie "Der patagonische Hase", die im Herbst in deutscher Übersetzung im Rowohlt-Verlag erscheint und in Frankreich bereits als Buch des Jahres 2009 ausgezeichnet wurde.

In der Wochenzeitung "Die Zeit" veröffentlichte der Historiker Christian Welzbacher unter der Überschrift "Eine kleine Warnung an den Rowohlt Verlag" genau das: eine Warnung. So schreibe Lanzmann in seinen Memoiren, ein von ihm 1949 veröffentlichter Artikel habe damals die Amtsentlassung des Gründungsrektors der Freien Universität Berlin, Edwin Redslob, zur Folge gehabt. Dies, so Welzbacher, entspreche nicht den Tatsachen und sei womöglich nur ein Beispiel von weiteren, in dem Lanzmanns "Interpretation die Wahrheit überlagert". Sein Vorschlag: Das Buch solle in einer kommentierten Ausgabe erscheinen. "Rufmord an Claude Lanzmann" hieß die kluge Reaktion der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" auf die Vorwürfe. Der Rowohlt-Verlag will sich offiziell nicht äußern, der "Zeit" sagte Verleger Alexander Fest: "Sicherlich werden wir bald darüber sprechen, und Claude Lanzmann wird sich die Quellen und neu aufgetauchten Fakten noch einmal anschauen, bevor es zur deutschen Veröffentlichung kommt."

Am 25. Oktober 2009 erst verhinderten Demonstranten des linken "InternationalenZentrums B5" die Aufführung von Lanzmanns Films "Warum Israel" im Hamburger Kino B-Movie. "Ich bin schockiert", äußerte sich Lanzmann damals. Noch nie sei irgendwo auf der Welt die Vorführung seiner Filme verhindert worden. Am 13. Dezember konnte die Aufführung vor 60 Besuchern in Anwesenheit des Regisseurs schließlich nachgeholt werden. Kommenden Montag, um 19 Uhr ist nun "Warum Israel", der Debütfilm des heute 83 Jahre alten Regisseurs, im Uebel und Gefährlich zu sehen. Im Anschluss diskutiert Lanzmann mit "Konkret"-Herausgeber Hermann L. Gremliza und Autor Klaus Theweleit, "Spex"-Chefredakteur Max Dax moderiert.