Hamburg. Beim Thema Kunst im öffentlichen Raum denkt man ja gern an lieblos zusammengedengelte Skulpturen, die auf irgendeiner Grünfläche endgelagert werden. Um die Bandbreite ganz anderer Möglichkeiten aufzulisten, die sich im Spannungsfeld von Kunstproduktion, öffentlicher Wahrnehmung und Definition von Stadtraum ergeben, fand im Herbst 2007 das Symposium "Parcitypate" auf Kampnagel statt. Bleibende Eindrücke und Ideen von damals sind nun zum Buch geworden.

Aus heutiger Sicht, wenige Wochen nach dem Gängeviertel-Rückkauf durch den eines Besseren belehrten Senat, lesen sich einige der Texte geradezu prophetisch: Der "Park Fiction"-Künstler Christoph Schäfer und die Stadtethnologin Kathrin Wildner besichtigten im Februar 2009 die Neue Große Bergstraße: "Es kann ja auch sein, dass sich hier die Situation noch ganz anders entwickelt, who knows ... Irgendwie schreit doch das alte Karstadt-Gebäude nach einer situationistischen Besetzung." Was dort passierte, ist mittlerweile mehr als stadtbekannt.

Der Maler und Gängeviertel-Schirmherr Daniel Richter sinnierte in einem Caféhaus-Monolog von bernhardscher Sprachbilder-Kraft über die Probleme von Künstlern zwischen Kommerzdruck und Selbstbestimmung: "Unsere Ideen zum Thema Stadt und vieles, was von Gentrifizierungsgegnern kritisiert wird, sind längst Teil der Aktivitäten der herrschenden Klasse geworden." Spannung und Chance, in einem Satz gebündelt.

Buch : "Parcitypate. Art and Urban Space", Niggli Verlag, 400 S., in engl. Sprache, 170 Abb., 26 Euro