Hamburg. Anna Vinnitskaya noch einen Geheimtipp unter den Pianistinnen zu nennen wäre verfehlt, denn bei ihrem ersten Klavierabend in der Laeiszhalle war der Kleine Saal nahezu ausverkauft. Insidertipp wäre treffender, denn es waren dort viele bekannte Gesichter aus der Hamburger Musikszene zu sehen: Professorenkollegen, Studenten und Musiker, die eine Künstlerin hören wollten, von der sich offenbar mittlerweile herumgesprochen hat, wie gut sie ist.

Und die 27-Jährige machte ihrem Ruf alle Ehre: Technisch absolut souverän, mit sicherem Stilempfinden und feinem Sinn für Farben und Stimmungen meisterte sie ihr Programm. Das war mit Ravels "Miroirs", "Pavane" und "Sonatine" vor und Schumanns "Kreisleriana" nach der Pause in zwei homogene Blöcke geteilt.

Dass die Notenkaskaden in Ravels schimmernden Stimmungsbildern für sie ebenso wenig ein Problem darstellten wie Schumanns nervöses Triolengewusel, war dabei schnell klar. Und wenn überhaupt ein Wunsch offenblieb, so allenfalls, diese Künstlerin auch einmal mit weniger pianistischen, kantigeren und strukturbetonteren Werken von Bach oder Beethoven zu hören.