Warmherzig und politisch engagiert erzählt “Ein Sommer in New York“ die Geschichte von ganz besonderen Beziehungen.

Fremd sein - und das in einem doppelten Sinne - ist das Thema von Regisseur und Autor Tom McCarthy in "Ein Sommer in New York - The Visitor". Walter Vale (Richard Jenkins) ist sich selbst fremd geworden. Seit dem Tod seiner Frau vor fünf Jahren ähnelt das Leben des Wirtschaftsprofessors eher einem Dahinvegetieren. Energie und Lebensfreude haben ihn verlassen, ein Ziel gibt es für den Witwer nicht mehr.

Der Araber Tarek (Haaz Sleiman) und seine aus dem Senegal stammende Freundin Zainab (Danai Gurira) sind Fremde im eigentlichen Sinne. Auf verschlungenen Wegen sind sie nach New York gekommen und führen ein Leben in der Illegalität. Tarek verdient sich ein paar Dollar als (Straßen-)Musiker, Zainab verkauft selbstgemachten Schmuck. In Vales New Yorker Wohnung treffen der weißhäutige Gelehrte und das dunkelhäutige Paar aufeinander, jemand hat den beiden das Apartment illegal vermietet. Nach der ersten Überraschung zeigt Vale sich barmherzig und bietet ihnen an, dort weiterhin zu wohnen.

"Ein Sommer in New York - The Visitor" verknüpft das eindeutige politische Anliegen des Regisseurs mit einer warmherzigen Selbstfindungsgeschichte. Tarek wird von der Polizei nach einer Personenüberprüfung in Abschiebehaft genommen und in ein abschreckendes fensterloses Gebäude in Queens verfrachtet. Rechtlicher Beistand wird ihm nicht gewährt, er ist einfach verschwunden. Vale sucht ihn, engagiert einen Anwalt, aber er kann dem Syrer nicht helfen, weil das US-amerikanische Rechtssystem mit Menschen aus der Dritten Welt rigoros umspringt und sie zu Menschen dritter Klasse macht.

"The Visitor" ist noch zu Zeiten der präsidialen Bush-Administration entstanden und zeigt die Wut des Filmemachers auf dieses gnadenlose System und die Ausgrenzung von Nicht-Amerikanern in der Post-9/11-Hysterie.

Die zweite Geschichte des "Visitors" ist die der Rückkehr Walter Vales in ein normales Leben. Es gibt eine anrührende Szene, in der dieser stocksteife Wissenschaftler ganz zaghaft auf Tareks Instrumenten trommelt, als er sich unbeobacht fühlt und dann doch überrascht wird. Wie er mit Tarek zu einem Parl im New Yorker Village geht, um gemeinsam mit ihm und anderen Afrikanern zu trommeln. Wie er sich zuerst nicht traut und dann im Kreise dieser freundlichen Musiker auftaut. Wie seine Lebensgeister wieder erwachen und er versucht, Tarek zu finden.

Als dann auch noch Tareks Mutter Mouna (Hiam Abbass) auftaucht, hat er auch wieder ein Ziel: Vale muss dem jungen Araber helfen. Für die sensible Darstellung dieses Gutmenschen erhielt Richard Jenkins im vergangenen Jahr eine Oscar-Nominierung als bester Schauspieler. Zu Recht.

++++- Ein Sommer in New York - The Visitor USA 2007, 108 Min., ohne Altersbeschränkung, R: Tom McCarthy, D: Richard Jenkins, Hiam Abbass, Haaz Sleiman, Danai Gurira, täglich im Blankeneser, UCI Smart-City; www.thevisitorfilm.com