Der Satiriker Lutz von Rosenberg Lipinsky wollte Pastor werden, machte dann aber lieber Karriere im Fernsehen und auf der Bühne.

Hamburg. Eigentlich mag Lutz von Rosenberg Lipinsky keine Best-of-Programme. Der Kabarettist versucht ohnehin immer, stets sein Bestes zu geben. Aber: "Zum Jubiläum, hab ich mir gedacht, mach ich mal 'ne Ausnahme." Er meint es selbstironisch. Legt dann nicht gerade im Brustton der Überzeugung nach: "Es soll bei dem einen Mal auch bleiben." Vielleicht sollte man sich trotzdem den heutigen Abend nicht entgehen lassen: Unter dem Motto "Alles war gut. das best of. Stand up. Kabarett." hält Rosenberg Lipinsky Rückschau. "Ich habe mir auch Gäste aus guter alter Hamburger 'Schlapplachhalden'-Zeit eingeladen. Die 'Feen in Absinth', Käthe Lachmann und Kerim Pamuk werden mir ein Ständchen bringen." Auch Lisa Feller aus der "Schillerstraße" kommt: "Wir kennen uns aus Münsteraner Uni-Zeiten."

Der blaublütige Kabarettist - der Stammbaum seiner böhmisch-polnischen Adelsfamilie reicht zurück bis in den 30-jährigen Krieg - hat zehn Semester evangelische Theologie studiert. "Ich wollte Pastor werden, habe aber immer mit dem Kabarett geflirtet - schon in der Schule und später im kreativen Jugendkreis der Kirchengemeinde." Im bildungsbürgerlichen Milieu und der Friedensbewegung liegen die Wurzeln seines satirischen Protests. Das erste Solo 1989 hieß dann "Tadel verpflichtet".

Ein aufschlussreicher Titel. Er spielt auf seine Herkunft an und ist auch programmatisch zu verstehen. Standesdünkel liegt dem Stand-up-Kabarettisten fern. Er schaut vielmehr dem Volk aufs Maul, um ihm unverblümt, jedoch stets unterhaltsam die Wahrheit unterzujubeln. Treffsicher führt der Nachfahr von Glaubenskriegern die Waffen des geschliffenen Wortes im Kampf gegen menschliche Dummheit und Schwäche. Geißelt den Geist der Zeit - zuweilen mit Kanzeleifer.

Kabarettisten und Pastoren haben das Predigen gemeinsam. Sie wollen den Zuhörern die Augen öffnen und sich erkennen helfen. Der Unterschied liegt in der Rhetorik: Bei salbungsvollen Standpauken fallen den Leuten eher die Augen zu. Die scharfzüngigen Attacken und irreführenden Strategien eines Stand-up-Comedian vom Kaliber eines Rosenberg Lipinsky rütteln sie dagegen unsanft wach - unter Gelächter der Selbsterkenntnis.

Für ihn erübrigt sich der Spartenstreit über Kabarett oder Comedy. "Das ist lediglich eine Sache von Marktinteressen", meint der Satiriker. "Ich bediene mich aller Ausdrucksformen der sogenannten Kleinkunst." Im Übrigen hält er sich an ein Diktum seines Idols Hanns Dieter Hüsch und versteht Kabarett als "öffentliches Nachdenken mit unterhaltsamen Mitteln."

Alles war gut 14.1., 20 Uhr, Fliegende Bauten, Karten an allen Vorverkaufskassen und unter T. 39 88 14 21