Hamburg. Musikalische Hamburgensien sind bei den Philharmonikern Chefsache. Und so legte denn Simone Young beim dritten Philharmonischen Kammerkonzert, am Sonntag in der Laeiszhalle, als Pianistin selber Hand an. Auf dem Programm standen das Klavierquintett c-Moll des 1944 verstorbenen Altonaer Chorleiters und städtischen Musikdirektors Felix Woyrsch und das Klavierquartett c-Moll op. 60 seines Vorbildes Johannes Brahms.

1925 komponiert, erwies sich Woyrschs redseliges Klavierquintett als lupenreine Spätromantik. Von der Faktur her erinnert es streckenweise mehr an ein Konzertstück für Klavier und obligates Streichquartett als an echte Kammermusik. Und so überflutete Young als hervorragende, aber dominante Pianistin im ersten Satz ihre Streicherkollegen mit satten Klavierklängen. Dialogischer und differenzierter geriet der Wechselgesang zwischen Klavier und Streicher im "sehr langsamen" zweiten Satz.

Warum Woyrsch heute vergessen ist und auch zu seinem 150. Geburtstag 2010 kaum reanimiert werden wird, zeigte der direkte Vergleich. Ungleich prägnanter und reicher in der Erfindung, emotional und satztechnisch differenzierter ist Brahms' c-Moll-Quartett. Hier fanden die vier Musiker zum kammermusikalischen Wechselspiel: Wunderbar, wie Young etwa im Scherzo das Geschehen mit vertrackten Rhythmen vorantrieb oder dem herrlichen Dreigesang der Streicher im Andante einen sanften Klangteppich ausbreitete.