Kai-Hinrich Renner über die Krise der Wochenmagazine und das Esperiment der “FAZ“ mit dem “Red Bulletin“.

Mit dem " Red Bulletin " liegt der "FAZ" ab 30. Januar ein neues, monatlich erscheinendes Supplement bei. In dem von "Red Bull" herausgegebenen Magazin geht es vor allem um Fußball, Motorsport und allerlei Extremsportarten, die von dem österreichischen Getränkeproduzenten gesponsert werden. Passt ein solch werblicher Titel zur seriösen " FAZ" ? Verlagsgeschäftsführer Andreas Formen sagt, der Red Bulletin Verlag sei ein Kunde. Redaktionelle Berührungspunkte mit der Beilage gebe es nicht. In Deutschland liegt das "Red Bulletin" bereits dem "Münchner Merkur" und der "TZ" bei. In Österreich kooperiert das Supplement mit acht, in Großbritannien und Irland mit drei Tageszeitungen. Weitere Ausgaben sind für Südafrika und Australien geplant.

Wie bereits im dritten ist auch im vierten Quartal 2009 die verkaufte Auflage der drei großen Wochenmagazine " Spiegel ", "Stern" und "Focus" im Vergleich zum Vorjahr zurückgegangen. Das kommt nicht ganz unerwartet: In Krisenzeiten bauen die Verlage unrentable Auflagenbestandteile wie Bordexemplare und andere verbilligte Sonderverkäufe ab. Es liegt aber auch an erstaunlich schwachen Einzelverkaufszahlen, dass das abgelaufene Quartal für "Stern" und " Focus " eine Zäsur markiert: Der " Stern " hat die Marke von 900 000 verkauften Exemplaren unterschritten. Von der Illustrierten wurden nur noch 896 000 Hefte abgesetzt, sieben Prozent weniger als im Vorjahr. Unter den online verfügbaren Auflagenzahlen des Blattes, die bis 1979 zurückreichen, ist kein niedrigerer Wert verzeichnet.

Auf historisch niedrigem Niveau liegt auch der "Focus", der mit einer Auflage von 580 000 Exemplaren die Marke von 600 000 verkauften Heften verfehlte. Gegenüber dem gleichen Quartal des Vorjahrs ist das ein Auflagenminus von 21 Prozent. Das 1993 gegründete Nachrichtenmagazin ist gemessen an seinen Verkäufen damit zu seinen Anfängen zurückgekehrt: Weniger Hefte wurden von ihm zuletzt im zweiten Quartal 1994 verkauft. Vergleichsweise stabil ist dagegen der "Spiegel", der nur drei Prozent seiner Auflage verlor und nun bei 1,016 Millionen verkauften Exemplaren liegt. Da man bei dem Nachrichtenmagazin aus der Brandstwiete in den nächsten Wochen und Monaten aber verbilligte Sonderverkäufe zurückfahren will, ist damit zu rechnen, dass es noch in diesem Jahr die Marke von einer Million verkauften Exemplaren unterschreiten wird. Bei "Focus" hingegen soll der Abbau unrentabler Auflagenbestandteile nun weitgehend abgeschlossen sein. Die offiziellen Auflagenzahlen werden erst kommenden Donnerstag veröffentlicht.

Apropos " Focus ": Das Nachrichtenmagazin verfolgt ein ehrgeiziges Projekt: Es will in Kooperation mit einem Mobilfunkanbieter eine Ausgabe für einen ganz bestimmten E-Reader anbieten. Um welchen es sich dabei handelt, ist unklar. Jedenfalls soll ein Jahresabo inklusive E-Reader 300 bis 400 Euro kosten. Wenn alles klappt, könnte das Projekt bereits im Frühjahr starten.

Ob dann schon Wolfram Weimer als Chefredakteur an Bord ist? Ungewöhnlich, dass sein Vorgänger Helmut Markwort am 25. Januar mit einem überarbeiteten Heft vorprescht, an dessen Entwicklung Weimer nicht beteiligt war. Eine spezielle Relaunch-Kampagne wird es dafür nicht geben. In den ohnehin geplanten Spots und Anzeigen wird aber mit dem Slogan "Des Focus neue Seiten" auf das überarbeitete Heft hingewiesen.

Kai-Hinrich.Renner@abendblatt.de