Mit “Lebenslinien“ zeigt das Bucerius-Kunst-Forum erstmals in Deutschland fast die komplette Chagall-Sammlung des Israel-Museums Jerusalem.

Hamburg. Im kommenden Herbst wird in Hamburg eine außergewöhnliche Ausstellung mit 150 Werken von Marc Chagall zu sehen sein. "Lebenslinien" heißt die Schau im Bucerius-Kunst-Forum, in der erstmals in Deutschland fast der komplette Bestand der Chagall-Sammlung des Israel-Museums in Jerusalem zu sehen ist.

Sonja Lahnstein-Kandel, die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Vereins zur Förderung des Israel-Museums in Jerusalem, unterzeichnete gestern gemeinsam mit Ortrud Westheider, der Direktorin des Bucerius-Kunst-Forums, und Andreas Hoffmann, dem Geschäftsführer und Projektleiter Kunst und Kultur der "Zeit"-Stiftung, den Kooperationsvertrag für das Ausstellungsprojekt. "Unser Verein ist überglücklich, eine so wichtige Kooperation mit angestoßen zu haben und dieses Projekt zu unterstützen", sagte Sonja Lahnstein-Kandel dem Abendblatt.

Wie das Bucerius-Kunst-Forum mitteilte, wird die Schau mit wichtigen Werken Erlebnisse und Erfahrungen des russisch-französischen Malers nachzeichnen, dessen Werk lebenslang von der orthodox-jüdischen Tradition geprägt wurde. Inhaltlich wie räumlich im Mittelpunkt steht Chagalls Liebe zu seiner Frau Bella, die er mit der Darstellung von Liebespaaren immer wieder künstlerisch zum Ausdruck gebracht hat. Selbstbildnisse, Porträts, Szenen aus dem Schtetl, religiöse Riten, biblische Darstellungen und die Auseinandersetzung mit dem Holocaust sind weitere Schwerpunkte der Schau, die vom 8. Oktober 2010 bis zum 16. Januar 2011 in der Ausstellungshalle am Rathausmarkt gezeigt wird.

Das Israel-Museum, das sich in Westjerusalem befindet, ist eines der bedeutendsten Museen des Nahen Ostens. Weltberühmt ist der Schrein des Buches, in dem die am Toten Meer entdeckten Qumran-Schriftrollen aufbewahrt werden. Das 1965 erbaute israelische Nationalmuseum verfügt aber auch über eine bedeutende archäologische Abteilung und eine Kunstsammlung, u. a. mit eindrucksvollen Plastiken von Henry Moore.

Marc Chagall (1887-1985) gehört zu den wichtigsten und einflussreichsten Künstlern des 20. Jahrhunderts. Zu Israel hatte er eine besondere und besonders tiefe Beziehung. Bereits 1957 wurde in Haifa das Chagall-Haus eröffnet, für das israelische Parlament schuf er biblische Darstellungen, außerordentlich populär sind die zwölf Glasfenster, die der Künstler 1962 für die Synagoge des Hadassah-Hospitals in Jerusalem entwarf.

Die Chagall-Sammlung des Israel-Museums ist eine Schenkung von Ida Chagall, der 1994 gestorbenen Tochter des Künstlers. Im Frühjahr 1990 war Teddy Kollek, der damalige Jerusalemer Bürgermeister, nach Paris gereist, um die aus mehr als 100 Gemälden und Grafiken bestehende Sammlung abzuholen. Das Konvolut umfasst Werke aus unterschiedlichen Schaffensperioden, sodass es möglich ist, Chagalls künstlerische Entwicklung nachzuzeichnen.

In der Hamburger Ausstellung wird der Jerusalemer Bestand durch Leihgaben aus mehreren deutschen und europäischen Sammlungen ergänzt. Im Hirmer-Verlag München erscheint der Katalog mit Begleittexten, in dem alle ausgestellten Werke farbig abgebildet sind.

Der Vorverkauf für die Ausstellungstickets (8, erm. 5 Euro) beginnt sofort. Infos unter: www.buceriuskunstforum.de