Hamburg. Worte seien dazu da, Gedanken zu verbergen, wusste schon Heinrich Heine. Auf den kritischen Ironiker und linken Anti-Romantiker bezieht sich Henning Venske bei seinem "Jahres-Rückblick" in Alma Hoppes Lustspielhaus.

Dem Vorbild folgend, zerstreut der Kabarettist zum Auftakt den Nebel und "blauen Dunst politischen Geschwafels" entschlossen mit Tschingbum und Fanfare der Strauss-Tondichtung "Also sprach Zarathustra". Frank Grischek spielt sie auf dem Akkordeon und begleitet mit Tango, Walzern und Melodien der Jubilare 2009 - Händel, Haydn, Mendelssohn - durch den vom Publikum mit viel Szenenbeifall bedachten Abend.

Wie Heine stellt Venske die Sprache in den Dienst der Wahrheit, seziert das "sinnlose Gestammel" der Machthaber, nennt die Dinge ungeschönt, doch pointiert beim Namen. Er empfiehlt Benimmkurse für die "asozialen Wirtschaftsführer" und Sprechunterricht für Til Schweiger, nimmt sich die "Nervensägen" und "Lallbacken" des Jahres zur Brust. Weder Bundespräsident noch Kanzlerin bleiben ungeschoren. Von ihrer neuen Ministerriege nicht zu reden: "Gutti ist der überschätzteste Adelige seit Kaiser Wilhelm II."

Henning Venske empört sich über den "Eventfetischimus" der "abstoßenden Medien" am Beispiel der Trauerfeier für Robert Enke. Über die Blamagen von Welthunger- und Klima-Konferenz. Er höhnt über den Neodarwinismus der neuen Regierungskoalition und kommt zum messerscharfen Schluss: "Wer Steuern zahlt, ist nicht reich genug!"

Den Zuhörern vergeht zuweilen das Lachen, mucksmäuschenstill folgen sie Venskes bissigen Verbalattacken. Er nimmt sich die künstlerische Freiheit zu belustigender Beleidigung - das hat er von Heine gelernt -, begibt sich jedoch nie auf das kalauernde Niveau mancher Kollegen und erspart sich Häme à la "Schwesterwelle".

Bei seinem "Jahres-Rückblick" brachte Venske - genau wie das Fernsehen - wenig Neuigkeiten, bescherte jedoch im Gegensatz zu diesem mit seinen Einsichten, Kommentaren und treffsicheren Pointen so manchen Erkenntnisgewinn. Eine Seltenheit in der von seichter Comedy unterwanderten Satire-Branche. Man sollte diesen Abend nicht verpassen.

Henning Venske: Jahres-Rückblick weitere Termine: 5. bis. 10.1., jeweils 20 Uhr, Alma Hoppes Lustspielhaus, Karten unter T. 55 56 55 56; www.almahoppe.de