Kai-Hinrich Renner über eine neue Zeitschrift , Ärger zwischen dem NDR und dem “Stern“ und einen überraschenden Verkaufsprospekt .

Am 11. Februar erscheint "Look", die neue, in Hamburg produzierte Frauenzeitschrift des Klambt Verlags. Allerdings ist "Look" nur ein Arbeitstitel. Das neue Magazin wird " Grazia " heißen. Das ist das derzeit bestgehütete Geheimnis des Zeitschriftenhauses. "Grazia" ist nicht irgendein Titel: Das 1938 vom italienischen Verlag Mondadori, der heute Silvio Berlusconi gehört, gegründete Frauenmagazin gilt als eines der renommierteren der Branche. Zwölf Lizenzausgaben erscheinen in Ländern wie Großbritannien, China, Frankreich und Australien. Lizenz Nummer 13 hat nun Klambt erworben.

Freunde werden NDR-Unterhaltungschef Thomas Schreiber und Florian Gless , Ressortleiter Deutschland und Gesellschaft beim " Stern ", in diesem Leben wohl nicht mehr. Das liegt an einem Stück über die geschasste NDR-Fernsehspielchefin Doris Heinze ("Die Puppenspielerin"), das die Illustrierte kurz vor Weihnachten brachte. Die Geschichte sei "ein ganz übler Artikel" lässt Schreiber Gless in einer Mail vom 22. Dezember wissen: "Ich bedauere außerordentlich, mit Ihnen gesprochen zu haben. Sie hatten mir zugesagt, nicht über Jürgen Kellermeier zu schreiben. Was Sie dort an Gerüchten verbreiten, ist schmierig." Der "Stern" hatte mehr als nur angedeutet, dass Heinze ein Verhältnis mit dem früheren NDR -Fernsehdirektor Kellermeier gehabt haben soll. Kellermeier nahm sich am 3. Oktober das Leben.

"Unsere Geschichte lässt sich von A bis Z belegen, von Gerüchten kann nicht die Rede sein", entgegnet Gless am 27. Dezember. "Sie selbst haben mir die komplizierte Situation Heinze/Kellermeier/NDR beschrieben." Schreiber als Informant des "Stern"? Tatsächlich hat der Unterhaltungschef dem Blatt wohl das eine oder andere erzählt. In seiner Replik schreibt er aber, Gless habe ihm zugesagt, seine Informationen nicht zu verwenden: "Das haben Sie - z. B. bei den 104 TEuro - nicht eingehalten." Der "Stern" hatte berichtet, Heinze habe beim NDR 104 000 Euro im Jahr verdient. Mit Gless will Schreiber nichts mehr zu tun haben: "Eine Blattkritik in Ihrem Hause", zu der er offenbar eingeladen war, "verbietet sich".

Vor fast genau zwei Jahren berichtete das "Manager Magazin" der Medienkonzern Bertelsmann würde als Hauptgesellschafter bei Gruner + Jahr "gern aussteigen". Man habe das Bankhaus Lazard "mit einer Evaluierung von G+J beauftragt". Bertelsmann dementierte umgehend. Nun liegt dem Abendblatt ein Verkaufsprospekt für das Zeitschriftenhaus vor, der im November 2007 von der Bank Barclays Capital herausgegeben wurde. In dem 36 Seiten starken Werk - "Strictly Private and Confidential" - wird der Wert von G+J auf 3,5 bis 4 Milliarden Euro taxiert. Wollte Bertelsmann sich trotz des Dementis von dem Verlag trennen?

Ein wenig seltsam ist der enge zeitliche Zusammenhang zwischen dem Erscheinen des Verkaufsprospekts und der Veröffentlichung der Informationen des "Manager Magazins" schon. Es kann aber auch vorkommen, dass eine Bank ohne Auftrag einen Verkaufsprospekt erstellt, um sich als Partner für einen bevorstehenden Deal zu empfehlen. Bei Bertelsmann hält man an der ursprünglichen Sprachregelung fest: "Wir haben Spekulationen über einen Verkauf von Gruner + Jahr bisher immer dementiert", sagt ein Konzernsprecher. "Dabei bleiben wir."

Gibt es doch noch eine Zukunft für die Hamburger Eventagentur Michael Vagedes und ihre etwa 25 Mitarbeiter? Zum Jahreswechsel schloss die Düsseldorfer Werbe-Gruppe Grey ihr profitables Tochterunternehmen mit Sitz am Straßenbahnring in Hoheluft, zu deren Kunden auch die Lufthansa und die SPD gehörten. Zuvor hatte Geschäftsführer Michael Vagedes gekündigt, der unzufrieden mit der Stellung seiner Agentur in der Grey-Gruppe gewesen sein soll. Nun heißt es in Agenturkreisen, leitende Mitarbeiter planten, die Agentur weiterzuführen. Vagedes selbst kann das nicht: Er wurde von Grey mit einem Wettbewerbsverbot belegt.

Ein Déjà-vu hatten die Redakteure der "Wirtschaftswoche", als sie des Titels der " Spiegel "-Ausgabe vom 28. Dezember ansichtig wurden: "Hurra, wir leben noch" ist dort zu lesen. Mit derselben Titelzeile hatte die " Wirtschaftswoche " schon am 18. Mai aufgemacht. Damals wie heute ging es dabei um eine Geschichte zur Konjunktur.

Kai-Hinrich.Renner@abendblatt.de