Ein E-Book für Ehemann Matthias Matussek. Aber für den Hund? Soll man ihm eine Katze untern Baum legen? Erlebnisse am Rande des Weihnachtswahnsinns.

Regelmäßig zur Weihnachtszeit präsentiert unser Sohn meinem Mann und mir seinen größten Wunsch: Er wolle einen Hund. Nur den. Sonst nichts, rein gar nichts. Und er verspreche, er würde ihn Gassi führen. Ehrenwort.

Seit gut zehn Jahren gelingt es mir, den hartnäckigen, unverdrossenen Bittsteller abzuspeisen. Mein Argument, unser Stadtleben sei kein Hort des Glückes für Hunde, sondern bedeute für sie vielmehr das sprichwörtliche Hundeleben, verfängt dabei weniger stark als die hochpreisig erworbenen Ersatzgeschenke - in erster Linie Computerspiele, actionreich und farbenfroh (mit oder ohne Hund). Damit konnte der kleine Querulant regelmäßig ruhiggestellt werden.

Inzwischen ist unser Sohn fünfzehn, und in diesem Jahr tauchte die traditionelle Weihnachtsfrage erstmals nicht auf. Der Grund: Seit April wohnt ein Hund bei uns. Zwar gehört er uns nicht. Aber wir haben eine Art Patenschaft für ihn übernommen. Was am Ende auf das Gleiche hinausläuft: Ich gehe dreimal am Tag Gassi. Die neuen Nachbarn hatten offenbar mehr Erbarmen mit den Wünschen unseres Kindes als wir, außerdem zu wenig Zeit. Jetzt hat Dustin, der fast dreizehn Jahre alte Golden Retriever, die vor Kurzem zu unserem großen Unglück frei gewordene Stelle des Opas in unserer Familie eingenommen. Für diesen Trost bin ich unseren Nachbarn zutiefst dankbar. Ganz nebenbei freue ich mich darüber, dass die Weihnachtsfrage gelöst ist.

Letzte Woche jedoch passierte etwas, das mich irritierte. "Mama?", fragte mein Sohn in das Klappern des Geschirrausräumens hinein, "was schenken wir eigentlich dem Hund zu Weihnachten?"

Ich hatte gerade überlegt, ob ich meinem Mann ein gutes Buch oder lieber gleich ein E-Book schenke und ob die Schwiegermutter wieder den selbst gebastelten Kalender bekommen soll. Bislang hatte ich noch gar keine Geschenke erworben.

Unser Sohn sollte ursprünglich eines der größeren Ersatzgeschenke bekommen. Diese Geldausgabe erübrigt sich ja jetzt, dachte ich erleichtert, schließlich haben wir den Hund.

Zu diesen ohnehin Tage füllenden Überlegungen gesellte sich also eine weitere Herausforderung: Was schenkt man einem Hund?

In den nächsten Tagen machte ich mir Gedanken. Ich befragte meine Freundinnen mit Hund, meine Nachbarn, die Bekannten auf der Hundewiese, sogar den Postboten, der mir gestern das E-Book brachte. Die Vorschläge waren vielfältig: Sie reichten von Spielzeug über Schweineohren, ein saftiges Riesensteak, ganz viele Knochen, Hundekuchen, Hundeketchup, Hundeschokolade bis zu Stilettos oder einer Katze.

Das Wichtigste, so einer der Befragten, sei in jedem Falle Aufmerksamkeit: Das könne etwa ein Vier-Stunden-Waldspaziergang mit Apportieren, Distanzkontrolle, Verstecken, Agility Check und Picknick unter Beweis stellen.

Letzteres hielt ich für keine gute Idee, da unser Dustin in seinem fortgeschrittenen Alter nur gemächliche Spaziergänge von bis zu vierzig Minuten bewältigt.

Ich suchte im Internet. Zu meinem Erstaunen fand ich zahlreiche giftige Antworten auf die Frage nach dem Hundepräsent von selbst erklärten, über eine derlei nichtige Frage erbosten Hundefreunden - in der Art etwa, das beste Geschenk für den Hund sei das Tierheim; da sei er besser, weil artgerecht, aufgehoben. Und überhaupt. Man solle lieber Geld an Hilfsbedürftige in der Dritten Welt spenden.

Hmmm, dachte ich. Genau das ist die Idee: Warum nicht Dustin einen Spendenbeleg darüber schenken, dass wir einem Drittwelt-Hund zu einem artgerechten Hundeleben in einem guten Tierheim in, sagen wir Thailand, verholfen hätten? Von Tierarztbesuchen wusste ich mittlerweile, dass Hundefreunde bis nach Griechenland oder Portugal reisen, um die dort schlecht behandelten Straßenhunde zu adoptieren. Eigentlich könnte ich auch gleich eine entsprechende Hilfsorganisation gründen, die sich der Unterstützung solcher Tiere widmet. So würde sich aus dem Weihnachtswunsch ein Vorhaben für das neue Jahr 2010 entwickeln. Und schließlich steht Silvester mit den obligatorischen Selbstverpflichtungen auch unmittelbar vor der Tür. So hätte ich zwei Fliegen mit einer Klappe ...

Nein, Moment, dass klingt jetzt irgendwie tierfeindlich. Aber, Sie wissen schon ... Frohe Weihnachten, ihr Hunde!