Volker Lilienthal, Professor für Journalistik an der Uni Hamburg : Das Kännchen Kaffee für 3,60 Euro, gerne. Aber die Regionalzeitung für 1,10 Euro ist uns zu teuer? Das kann nicht sein, da stimmt etwas nicht in der persönlichen Werteordnung von uns allen. Verwöhnt sind wir von der im Internet grassierenden Gratis-Mentalität. Aber guter Online-Journalismus ist umsonst nicht zu haben, er muss sorgfältig erarbeitet werden von Journalisten, die dafür ausgebildet sind und ordentlich bezahlt werden. Deshalb begrüße ich es, dass das Abendblatt Schluss macht mit der wertvernichtenden Verschenke im Internet.

Axel Gedaschko (CDU), Wirtschaftssenator : "Ich lese das Abendblatt vor allem online, zum klassischen Zeitunglesen komme ich meistens nur im Auto auf dem Weg zu Terminen. Zwar stört mich bei abendblatt.de, dass ich nicht immer auf den ersten Blick erkenne, welche Themen neu sind, aber insgesamt gefällt mir das Angebot sehr gut. Als Wirtschaftssenator weiß ich, wie viel Arbeit und journalistisches Know-how da drinsteckt - das darf selbstverständlich auch seinen Preis haben. 7,95 Euro im Monat finde ich angemessen."

Michael Pfad, Geschäftsführer der Hamburg Freezers: "Die Alles-ist-gratis-Mentalität wird nicht von Dauer sein. Schon in meiner Zeit als Sportchef des Pay-TV-Senders Premiere habe ich dafür plädiert, dass Qualität im Netz auch etwas kosten darf. Allerdings muss sich der Nutzer wirklich auf ein qualitativ hochwertiges Angebot verlassen können."

Rainer Moritz, Leiter des Literaturhauses : "Umsonst ist nur der Tod. Wer eine Leistung erbringt, hat das Recht, dafür bezahlt zu werden. Für kreative Inhalte gilt das umso mehr."

Martin Wilhelmi, Moderator, Autor, Unternehmer: "Ich schätze den Online-Auftritt des Abendblatts sehr. Der erste Blick geht immer zum Medienchannel mit den Artikeln von Kai-Hinrich Renner. Er macht das Kunststück wahr, fachliche Informationen verständlich darzustellen. Als Kunde bin ich in der glücklichen Lage, dass ich schon ein Zeitungs-Abo des Abendblatts habe."

Jon Flemming Olsen, Musiker und Schauspieler ("Dittsche") : "Als Leser schreit man natürlich erst einmal nicht Hurra. Man ist ja daran gewöhnt, dass es die Inhalte kostenlos gibt. Andererseits kann ich das Konzept nachvollziehen. Man kann seine erbrachte Leistung auch nicht einfach verschenken."

Prof. Michael Bräuninger, Hamburgisches WeltWirtschaftsInstitut : Einerseits ist es für die Nutzer bedauerlich, dass Zeitungen Geld für ihren Internetauftritt nehmen, andererseits bleibt den Verlagen auch kein Ausweg aus dem Dilemma. Um eine gute Qualität auch im Internet sicherzustellen, ist eine Gebührenfinanzierung langfristig notwendig. Wer Gebühren verlangt, muss sehr gute Inhalte anbieten, damit die User bereit sind, dafür zu bezahlen. Persönlich trifft mich die neue Kostenpflicht auf abendblatt.de nicht, da ich Abonnent der Zeitung bin."

Jessica Schellack, Drehbuch-Autorin : "Im Internet gibt es so viele undurchschaubare Suchdienste und auch unseriöse Informationsseiten, dass es gerechtfertigt ist, für die von professionellen Hamburger Journalisten fundiert recherchierten Informationen zu bezahlen."

Dagmar Berghoff, ehemalige "Tagesschau"-Sprecherin : "Ich finde es völlig in Ordnung, für diesen Service Geld zu nehmen, schließlich muss die Leistung der dort tätigen Journalisten auch honoriert werden. Und ein so geringer Preis wie 7,95 Euro ist zumutbar."

Michael Behrens (Geschäftsführer JvM/next): "Axel Springer meint den mutigen Vorstoß in Sachen Paid Content also ernst. Nach "Bild" folgt jetzt das Hamburger Abendblatt. Da bestehende Abonnenten weiterhin mit kostenfreien Lokal-News versorgt werden, gibt es auf jeden Fall einen guten Grund mehr für das klassische Print-Abo."