Wenn Ebony Bones, Hohepriesterin des Pop-Irrsinns, die Fans im Uebel & Gefährlich zum Mitmachen auffordert, erinnert das an die Sesamstraße.

Hamburg. Am Ende gibt es einen erhobenen Daumen für das Publikum. So als wollte Ebony Bones sagen: "Gut mitgemacht, Hamburg. Hat Spaß gemacht, für euch die wilde Frau gespielt zu haben!"

Konzerte der grellbunt geschminkten schwarzen Sängerin mit dem riesigen blond gefärbten Afro sind Party und Mitmachshow. Wenn die Hohepriesterin des Pop-Irrsinns das Publikum im Uebel & Gefährlich auffordert, sich nach links und rechts, nach vorn und nach hinten zu bewegen, fühlt man sich ein wenig wie in der Sesamstraße. Mitmachen ist Pflicht, die hinten an der Bar stehenden Zuhörer werden angeranzt, nicht dazustehen und zu glotzen, sondern gefälligst ihren Anweisungen zu folgen.

Ebony Bones gehört zu den jungen Pop-Künstlerinnen, die auf schrille Inszenierung setzen, genau wie Santigold, La Roux, Amanda Blank und Lady Gaga als populärste Vertreterin. Doch anders als die hohle Plastik-Playback-Show von Lady Gaga zeigt sich Ebony Bones als Wesen aus Fleisch und Blut. Ihre Attitüde ist die des Punk, bei ihr geht es nicht um eine perfekte Show, zusammen mit ihrer Band lässt sie auf der Bühne die Sau raus. Sie ist das Riot-Girl der MySpace-Generation, wenn sie skandiert "and we march, march, march like a warrior". Zu den wuchtigen Schlägen von Schlagzeuger Mr. Mendiola vollzieht Ebony Bones ein Art Kriegstanz, doch das ist nur ein Element dieser schrillbunten Show.

Ebony Bones ist ein Fan von Glamrock, von George Clintons durchgeknalltem Funk und von den chamäleonhaften Verwandlungen eines David Bowie. Sie spielt mit diesen Vorlagen, doch dieses Pop-Punk-Theater wirkt nicht kalkuliert und designed, sondern sympathisch unperfekt und ein wenig naiv, so als hätte Pippi Langstrumpf sich in den Kopf gesetzt, Popstar zu werden. Sie hüpft und springt wie ein Derwisch über die Bühne, klettert auf das Schlagzeug-Podest, zuckt im Rhythmus von Mr. Mendiolas Beats, um im nächsten Moment das Publikum zu wilden Tanzverrenkungen zu animieren. Ihre Band ist gleichfalls farbenfroh kostümiert, Gitarrist Geki The Great sieht aus wie ein antiker chinesischer Tonkrieger. Die bunte Truppe spielt ebenso laut wie furios, auf der Bühne geht es genauso ausgelassen zu wie davor.

Nach 50 Minuten ist leider schon Schluss, mehr Songs gibt "Bone Of My Bones", das Debütalbum der Sängerin, nicht her. Doch bevor sie sich verabschiedet, erweist sie noch einem ihrer Punkheroen ihre Referenz: Als letzten Song bellt Ebony Bones "I Wanna Be Your Dog" von Iggy Pop und den Stooges ins Mikro.