Wem es nützen soll, dass die Gesellschaft für Deutsche Sprache alle Jahre wieder ein “Wort des Jahres“ kürt, mag das Geheimnis dieser Gesellschaft bleiben.

Wem es nützen soll (außer vielleicht dem Bekanntheitsgrad des Veranstalters), dass die Gesellschaft für Deutsche Sprache alle Jahre wieder ein "Wort des Jahres" kürt, mag das Geheimnis dieser Gesellschaft bleiben. Ein Schönheitswettbewerb besonders gelungener Wortschöpfungen ist diese Kür jedenfalls nicht - kann sie auch gar nicht sein, denn das Kriterium ist, Wörter zu finden, "die die öffentliche Diskussion besonders geprägt haben".

Und eben da, in dieser öffentlichen Diskussion, sind die Monstren der Wortbildung zu Hause, wie zum Beispiel das "Wort des Jahres 2009": Abwrackprämie.

Es sind fast immer mehrsilbige, aus zwei oder drei Begriffen zusammengezwungene Wörter, die man in Zeitungsüberschriften lesen (oder auch "googeln") kann. Wer in diesen Gefilden medial auf Suche geht, wird Spuren finden, die er selbst hinterlassen hat. Aber mit dem alles entscheidenden deutschen Sprachgebrauch hat diese "öffentliche Diskussion" so wenig zu tun wie die Berge von Wortmüll, die Tag für Tag in Handys gequasselt werden; dies leider ebenfalls so öffentlich, dass auch unfreiwillige Mithörer mit diesem Wortmüll übergossen werden.

Das "Wort des Jahres" könnte ebenso gut auch das - separat ermittelte - "Unwort des Jahres" sein (2007 war das die "Herdprämie"). Die Unwort-Sucher um den Sprachwissenschaftler Horst Dieter Schlosser wollen "sprachliche Missgriffe in der öffentlichen Kommunikation" aufzeigen. Da empfiehlt sich doch das Wachstumsbeschleunigungsgesetz, das aber beim Wettbewerb um das "Wort des Jahres" auf Platz 9 angekommen ist.

Inhaltlich verhält es sich mit fast allen diesen Wörtern so wie mit der "Witterungslage", die bei Licht besehen nichts anderes als das Wetter ist. Es sei denn, die Wortschöpfer hätten etwas zu verbergen - hinter dem Wachstumsbeschleunigungsgesetz etwa die Erkenntnis, dass es sich in Wahrheit um Steuergeschenke handelt, die von den Beschenkten selbst bezahlt werden müssen, weil die Schenker kein Geld haben, außer dem der Steuerzahler.

Alles, was die Abwrackprämie uns vermittelt, hat mit Politik und Ökonomie oder meinetwegen mit dem gierigen Wettlauf nach der "Staatsknete" zu tun.

Sprachlich ist und bleibt sie ein Monstrum, ein Unwort.