Mal langweilig, mal wunderbar homogen: Wolfgang Haffner und Silje Nergaard kamen zur JazzNight im Schauspielhaus.

Hamburg. Werbeleute würden sagen: Leise ist das neue Laut. Soll heißen: Die Erregung, die Musik mit ordentlich Wumms früher ausgelöst hat, erfährt der Hörer neuerdings bei Zimmerlautstärke. In dem vorbildlich ausgesteuerten Doppelkonzert der JazzNights im Schauspielhaus war die Intensitätskunst der leisen Töne bei beiden Gruppen zu bewundern. Wolfgang Haffner gab in seinem Trio mit leichten Sticks, mit Besen und bloßen Händen auf dem Schlagzeug spielend den Ton an, seine Partner Hubert Nuss (Klavier) und Lars Danielsson (Bass) musizierten ihrerseits aufs Äußerste reduziert. Das bot sich an bei einer Musik, die sich oft auf die lapidare Kraft simpler Intervalle verlässt. Haffners Arte-Povera-Jazz klingt sehr schön und ist doch auf Dauer etwas langweilig. Streckenweise kam die Band rüber wie das seinerzeit unter einer Daunendecke sanft träumende Trio e.s.t.

Silje Nergaard fand danach aus dem Stand mit ihrer Band zu einer Intimität, die man schon kostbar nennen muss. Bei zwei Liedern begleitete sie ihren von fortwährenden melodischen Überraschungen gekennzeichneten Gesang auf der Kantele und der Kalimba, kleinen Instrumenten aus der Folk-Musik. Ihre Band spielte wunderbar homogen. Mit ruhigem Witz führte die Sängerin aus Oslo durch ihr Programm, das von ihrer ersten mit Pat Metheny entstandenen Aufnahme in einem lustigen Arrangement für vier Ukulelen bis zu Songs des neuen Albums "A Thousand True Stories" reichte. Der Abend begann mit einer gegenüber dem Original noch mal verlangsamten Version von "Be Still My Heart", bei der Nils Wülker als Gast Flügelhorn blies.

Vor meist inspirierend abstrakt gehaltenen Lichtprojektionen zog uns Silje mit ihren klugen Liedern wie eine als liebe Märchenfee getarnte Meerjungfrau in immer tiefere Tiefen jenes Gebäudes, das Leonard Cohen den "Tower of Song" genannt hat. In den besten Momenten erkannten wir in Silje die nordische Seelenschwester von Rickie Lee Jones.