Alain Gsponers gefällige Verfilmung von Martin Suters Bestseller “Lila, Lila“ über die Eitelkeiten des Literaturbetriebs

Invisible, I feel like I'm invisible" sang Alison Moyet einmal, weit weg in den finsteren 80er-Jahren. Im dazugehörigen Video steht sie einsam und allein in einer fröhlichen Party-Menge. Und niemand beachtet sie. Genauso fühlt sich David Kern (Daniel Brühl), von Beruf Kellner im "Café Esquina". Niemand bemerkt ihn, schon gar nicht die schöne Literaturstudentin Marie (Hannah Herzsprung). Vielleicht ist er darum der perfekte Kellner: immer in Reichweite und trotzdem nie störend. Marie steht auf kluge, wortgewandte und selbstbewusste Kerle. Ein Kellner passt da nicht ins Profil. Oder vielleicht doch? David hat nämlich in der Schublade eines kürzlich erstandenen Nachttisches das Manuskript zu einem Roman namens "Lila, Lila" gefunden - unveröffentlicht, geschrieben von wer weiß wem. David gibt das Manuskript als seines aus - mit ungeahnten Folgen: unverhoffte Veröffentlichung, reißender Absatz, plötzlicher Ruhm. David steht als Nachwuchshoffnung auf den Lesebühnen der Großstädte. Bis der wahre Autor des Romans, Jacky (Henry Hübchen), auch ein Stück vom Kuchen möchte ...

"Lila, Lila" beruht auf dem Roman von Tausendsassa Martin Suter, der sich bislang 300 000-mal verkaufte. Suter hat ein Händchen für nett geschriebene Bestseller, und mit einer Satire auf den Literaturbetrieb kann (fast) jeder was anfangen. Der Schweizer Regisseur Alain Gsponer lässt seine Adaption darum auch flott beginnen. Daniel Brühl verkörpert, wie schon in "Goodbye Lenin!", perfekt den verklemmten Kerl, der die Geister, die er rief, nicht mehr loswird. Auch die Romanze mit Hannah Herzsprung hat, trotz aller Hürden, jene Leichtigkeit und Natürlichkeit, die man sich von einer Romanze wünscht. Und dann ist da noch Hübchen, der - wie erst kürzlich in "Whisky mit Wodka" - dem Affen ordentlich Zucker gibt. Ein charmantes Ekel, dem man nicht im Traum begegnen möchte.

Doch Gsponer geht auf halber Strecke die Puste aus. Die Spitzen gegen den Literaturzirkus, von Messen über Lesungen bis zu TV-Kritikern, die scheinbar klug jedes Buch auseinandernehmen, hätte man sich schärfer gewünscht. Für eine Satire ist "Lila, Lila" einfach nicht böse genug.

+++-- Lila, Lila Deutschland 2009, 108 Minuten, ab 6 Jahren, R: Alain Gsponer, D: Daniel Brühl, Hannah Herzsprung, Henry Hübchen, Kirsten Block, täglich im Abaton, Holi, Koralle-Kino, UCI Mundsburg, UCI Othmarschen Park; Informationen im Internet unter www.lilalila-film.de